Mannheim


 

 

Max Laeuger und die Jubiläumsausstellung 1907

Im selben Jahr [1906] hatte das mit landschaftlichen Reizen nicht eben sehr gesegnete Mannheim Professor Max Laeuger die Generalplanung für die zur Feier des 300-jährigen Bestehens der Stadt beschlossene "Jubiläums-Gartenbau- und Kunstausstellung" übertragen.

Es war eine einzigartige, reizvolle Aufgabe, die ihm hier gestellt wurde. Als Vorraum und Haupteingang zu der eigentlichen Ausstellung sollte der von den stattlichen Bauten des Architekten Professor Bruno Schmitz umgrenzte Friedrichsplatz mit dem Wahrzeichen der Stadt, dem mächtigen Wasserturm, und dem hier entstandenen repräsentativen Neubau der von H. Billing erstellten Kunsthalle ausgestaltet werden. Von hier aus sollte sich anschließend auf dem Gelände der heutigen Augusta-Anlage die reiche Folge der Gärten entwickeln und in ihrer Gesamtheit sichtbar den Willen der Stadt zum Ausdruck bringen: "Hüterin der Künste und eine Stätte feinen Lebensgenusses zu sein".

Meisterhaft verstand Professor Max Laeuger, diesem Programm Gestalt zu verleihen. Unter dem großen Gedanken einer einheitlichen und organischen Ordnung zusammengefaßt, liegt nach seinen Plänen das gesamte Ausstellungsgelände, wenn auch - wie das nicht anders möglich - aufgeteilt in eine stattliche Anzahl gesonderter Gärten, klar übersehbar, vor den Augen des Beschauers. Erstmals zeigt sich bei dieser Gelegenheit mit der Ausführung der in einer Längenausdehnung von 300 Metern hinziehenden gewerblichen Hallen, die die eigentliche Gartenbau-Ausstellung in einem rechten Winkel umfassen, der Künstler als gewandten Architekten. Geschickt sind die Enden der langgestreckten Flucht der eingeschossigen, über hohem Sockel errichteten Bauten von stärker hervortretenden, durch die Zugangstreppe jeweils betonten Pavillons gefaßt, und in der Mitte des Traktes ist, um die ermüdende Länge zu unterbrechen, über eine ebenfalls monumentale Treppe erreichbar, dominierend das Palmenhaus eingegliedert.

In den vielfach abgewandelten, vertieften Rasenparterres über das ganze Ausstellungsgelände geschickt verteilte wertvolle Originalarbeiten aus Stein oder Bronze von der Hand anerkannter Bildhauer, erhöhten das immer wiederkehrende Erlebnis einer Kunst, der es gelang, das Wesen der Natur in vom Geist des Menschen gestaltete reinste Kultur umzuwerten. In erster Linie zog er hierbei den Bildhauer Karl Albiker zur Mitarbeit heran, den er in späteren Jahren bei den verschiedensten Gelegenheiten bei Erstellung monumentaler Plastik berücksichtigte.

Das Prunkstück der Gartenbau-Ausstellung, die u. a. auch Architekturgärten von P. Behrens und Schultze-Naumburg enthielt, hatte der Künstler in dem seinen eigensten Ideen vorbehaltenen Gelände als "Laeuger-garten" geschaffen. Hier zeigte er, wie ungemein vielseitig und in welch abwechslungsreicher Weise die verschiedenartigen Bäume, die Blumen und Blüten, die Rasenflächen, zur Erzielung ganz bewußter Effekte angewendet werden können. Hier sah man, um aus der Vielfalt nur ein Beispiel zu nennen, wie ein Hain aus Birken im Vergleich mit einem solchen aus Pappeln oder einer von Ahornbäumen umstandenen Rasenfläche jeweils eine ganz andere Wirkung auf den Betrachter ausübt. Im Mittelpunkt dieses Gartenteils war - ein Kabinettstück bester Ausstellungsarchitektur - das Badhaus erbaut; sein gefälliger Eindruck wurde durch die geschickte, sparsame Verwendung eigens hierfür geschaffener Keramik an den Säulen und anderwärts zweifellos erhöht. Aus seinen Räumen trat man über den mit Marmorplatten belegten Fußboden des Vorraums hinaus auf ein von geschnittenen Tujawän-den umschlossenes, mit Hermen und anderen plastischen Bildwerken geschmücktes Rasenparterre; und in dessen Mitte lag - eingefaßt mit Steinplatten - ein rechteckiges, in seinem Ausmaß dem Ganzen sich wohl einfügendes Schwimmbecken. - Die gesamte Ausstellung trug denn auch tatsächlich als Schöpfung des Künstlers die vollkommene Eignung in sich, den glanzvollen Rahmen für die rauschenden Feste des Mannheimer Stadtjubiläums abzugeben.

Als sichtbares Zeichen der Anerkennung seines gestalterischen Könnens und seiner verdienstvollen Leistungen zeichnete unter dem 23. Mai 1907 S. Kgl. Hoheit Großherzog Friedrich I. von Baden, Professor Max Laeuger durch die Verleihung des Ritterkreuzes I. Klasse mit Eichenlaub des Ordens vom Zähringer Löwen aus.

Bernhard Weiß in: Badische Heimat 44 (1964) S. 146-47

   
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