Schloss
Mannheim - Wo das Mannheimer Kunstgut schlummert
Einblicke
in laufende Restaurierungsmaßnahmen
Von den rund 800 Originalobjekten, die ab Ende März 2007
die Prunkräume des Mannheimer Residenzschlosses in neuer
Pracht erstrahlen lassen, wird ein großer Teil noch vor
der Rückkehr sorgfältig restauriert. Die Staatlichen Schlösser
und Gärten Baden-Württemberg (SSG) gewährten einen umfassenden
Einblick hinter die Kulissen des Badischen Generaldepots
in Karlsruhe.
Hier
wird intensiv für die Wiedereinrichtung der Beletage des
Schlosses Mannheim gearbeitet. Es werden Restaurierungsarbeiten
koordiniert, die Leistungsbeschreibungen erstellt und Aufträge
an freie Restaurierungswerkstätten erteilt. Darüber berichteten
der Leiter des Depots, Restaurator Werner Hiller-König,
und sein Kollege Thomas Merkl.
Immerhin
geht es um das größte, seit Gründung der SSG 1987 und des
Depots 1990, in Angriff genommene Projekt: Die Koordination
der fachgerechten Restaurierung der 243 Möbel und Holzobjekte,
der 22 großformatigen Tapisserien, 34 Gemälden, 31 Porzellan-
und 158 Metallobjekte erfolgt nach einem genau definierten
Zeitplan. So verlässt seit einigen Jahren kostbares Kunstgut
die unterschiedlich klimatisierten Lagerräume des Depots,
um in Fachwerkstätten in ganz Deutschland gereinigt, gesichert
und liebevoll restauriert zu werden.
Einige
Objekte, wie die bis zu 20 qm großen Tapisserien, reisen
sogar ins Ausland. Im belgischen Mechelen, der einzigen
europäischen Teppichmanufaktur, die Wirkteppiche dieser
Größe reinigen kann, werden die Tapisserien von Verunreinigungen
befreit und auf die Restaurierung in Deutschland vorbereitet.
Das
Badische Generaldepot ist vor allem eine lebendige, gut
funktionierende Werkstatt, was die zahlreichen Mannheimer
Objekte, die von den drei Restauratoren der Schlösserverwaltung
gerade im wahrsten Sinne genau unter die Lupe genommen werden,
beweisen.
Monika
Bürger, technische Volontärin im Depot, demonstrierte an
einem reich geschnitzten Konsoltisch, wie viel Geduld und
Fingerspitzengefühl für jedes Objekt aufgewendet werden
müssen. Das Prunkstück ist vermutlich in Mannheim um 1750/55
entstanden und war vor 60 Jahren im damaligen Schlossmuseum
zu sehen. Als Kunstschreiner wird der kurpfälzische Hofbildhauer
Matthäus van den Branden (1717-1787) vermutet. Im nächsten
Jahr wird der kostbare Tisch erstmals gemeinsam mit seinem
Gegenstück, einem mit Jagdszenen verziertem Tisch, der bis
zur Schließung des Schlosses 2003 den Trabantensaal geschmückt
hatte, präsentiert. Während bei dem einen Tisch nur die
braune Farbschicht abgenommen und die darunter befindliche
Vergoldung freigelegt werden müssen, wird das Gegenstück
lediglich konservierend behandelt, erläuterte die Restauratorin.
Mit Wattestäbchen reinigt sie jeden Winkel der prächtig
geschnitzten Rokoko-Ornamente und sichert die zum Teil gelöste
Vergoldung.
Nach
dem von Oberkonservator Dr. Wolfgang Wiese erarbeiteten
Einrichtungskonzept werden beide Tische gemeinsam mit zwei
Konsolspiegeln aus dem 18. Jahrhundert im Gelben Saal aufgestellt
und bilden dort ein einzigartiges Ensemble.
Werner
Hiller-König und Thomas Merkl führten abschließend durch
die zahlreichen Räume auf drei Etagen (insgesamt rund 3.000
qm), wo das Mannheimer Kunstgut momentan noch unter Stoffhüllen
und in Stahlschränken schlummert. Auf seinen großen Auftritt
im Mannheimer Jubiläumsjahr müssen die 800 Objekte nun nicht
mehr lange warten. Zu Beginn des Jahres 2007 werden sie
ihre bedeutendste und hoffentlich letzte Reise antreten,
um in die wiederhergestellte Beletage der Mannheimer Residenz
zurückzukehren.
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