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An die Mächte der Natur
Mythen der alt-peruanischen Nasca-Indianer

20. 7. - 19.10. 2002
Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim

Den Mächten der Natur opferten die alt-peruanischen Nasca-lndianer in den Jahrhunderten vor der Zeitenwende nur das beste und kostbarste, was sie besaßen, bis hin zum Leben des Menschen. Von Gebeten, Beschwörungen und Opferriten an ein mythisches Wesen, von dem Regen und Fruchtbarkeit kam oder Unheil drohte, berichten die geheimnisvollen Zeichen und Bilder auf ihren Keramiken und Textilien.

138 Exponate, davon 85 aus den völkerkundlichen Sammlungen der Reiss-Engelhorn-Museen ergänzt durch wertvolle Leihgaben aus den Beständen des Martin-von-Wagner Museum der Universität Würzburg und der Staatlichen Museen für Völkerkunde München sowie aus verschiedenen Privatsammlungen, zeigen die Reiss-Engelhorn-Museen in einer Ausstellung "An die Mächte der Natur - Mythen der alt-peruanischen Nasca-lndianer" vom 20. Juli bis 19. Oktober 2002.

Es war der differenzierte Umgang mit einer schwer vorhersehbaren Natur, der auf das Leben der Nasca-lndianer, deren Kultur sich in den Jahrhunderten um die Zeitenwende entwickelte, auf dem schmalen Küstengürtel Südperus, wesentlichen Einfluss hatte. An der Küste am Fuß der Anden dringen kalte Wasser aus den Tiefen des Pazifik empor. Trotz der tropischen Breiten führt die geringe Verdunstungsmenge nicht zu Niederschlägen über dem erwärmten Land. Der peruanische Küstenstreifen ist daher eine der trockensten Wüstenregionen der Erde.Aus den schmalen Tälern der Kordilleren kommen, gespeist von den Gebirgsregionen, Bäche und kleine Flüsse herab und bilden Küstenoasen. Frühe Hochkulturen - wie die der Nasca-lndianer - entstanden dort, doch auch sie beständig bedroht von el Nino, der Meeresströmung, die kurzfristig und unerwartet gefährliche Warmwasserwirbel vom Äquator an die Küste treibt oder zu tropischen Regengüssen führt, die Wege und Anbauterassen, Bewässerungskanäle und die Felder im Schwemmland zerstören. Ihnen folgen andere Plagen: Vogelschwärme, Heere von Fröschen, andere Tiere, die die Ernte fressen. Raubkatzen kommen aus den Bergen...

Sorgfältig erforschten die Nasca-lndianer ihren von den Gesetzen der Natur bestimmten Lebensraum und hielten ihre Beobachtungen in Bildern fest. Polychrome Vasenmalereien und ihre weltweit einzigartige Textilkunst schildern die Tiere der Lebensräume, Wasser, Erde und Luft, Kaulquappen, Raubkatzen, Vögel, Bioindikatoren für Niederschläge, Dürrekatastrophen und Ninioeffekte. Reduziert auf die wesentlichen Merkmale erscheinen sie wie abstrakte Zeichen, in denen die Gesetzmäßigkeit des Naturraumes, in dem die Nasca-lndianer lebten, ihren mythisch begründeten Ausdruck findet. So erklärt sich die Formschönheit und die künstlerische Qualität der Bemalung der Keramiken, die Kunstfertigkeit und Kostbarkeit der Textilien aus dem Kontext von Gebeten, Beschwörungen und Opferriten an ein mythisches Wesen, das diesen Natur-Lebensraum der Menschen letztlich bestimmte.

Die Ausstellung vergegenwärtigt diese Bezüge zu Kult und zur Natur durch Rauminszenierungen und großformatige beleuchtete Transparenzfotos. Alle ausgestellten Exponate waren ursprünglich als Beigaben in alt-indianschen Gräbern der Nasca-lndianer bestattet. Gräber, die heute immer mehr der wissenschaftlichen Erforschung der Geschichte dieser Völker durch Grabraub und Zerstörung verloren gehen.

(Dr. Michael Tellenbach / Dr. Hans-Jürgen Buderer)


Badische Heimat e.V.
Bezirksgruppe Bergstraße - Neckartal (Heidelberg)


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