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Carl-Theodor-Jahr 1999

Haupt- und Residenzstadt

58 Jahre lang war Mannheim Haupt- und Residenzstadt der Kurpfalz - vom Entschluss Karl Philipps, seine Residenz 1720 von Heidelberg nach Mannheim zu verlegen, bis zu Carl Theodors Antritt des bayerischen Erbes im Jahre 1778, mit dem Mannheim die Funktion als Hauptstadt der Kurpfalz bis auf ein kleines Zwischenspiel 1788 wieder verlor.

Mannheim war dabei von Anfang an als katholischer Brennpunkt in einer calvinistisch geprägten Umgebung konzipiert - das war die Voraussetzung für den Glanz, in dem die Residenz besonders unter dem jungen Carl Theo-dor erstrahlte. Stefan Mörz versteht es dabei, sowohl den Hof in seiner Pracht, seinen höfischen Festen und der aufgeklärten Kulturpolitik des Kur-fürsten zu charakterisieren als auch das nicht immer problemfreie Verhältnis zur Stadt darzustellen.

Interessant sind die Wandlungen, die der Hof im Laufe der 35jährigen Regierungszeit Carl Theodors zwischen 1742 und 1777 mitmachte. Stand am Anfang der goldprunkende Spätbarock mit seinen ausschweifenden Fest-lichkeiten im Vordergrund, rückte in der späteren Zeit eher der Geist der vernunftbetonten Aufklärung, der Geist des Jahrhunderts des „Lichtes" in der Vordergrund. Besonders augenfällig wird dieser tiefgreifende Wandel in der höfischen Kultur im Gegenüber von Mannheimer Schloss als Haupt- und Staatsresidenz und dem Badhaus im Schwetzinger Schlosspark als dem intimen Refugium des Fürsten.

Zu Residenz und Hofstaat gehören auch die zahlreichen Neben- und Adelsresidenzen in der Umgegend, die Mörz ebenfalls darstellt: zwischen Kleinniedesheim und Gronau in der Pfalz und Hemsbach und Rohrbach an der Bergstraße liegen immerhin 6 Nebenresidenzen, allen voran Oggersheim und Schwetzingen, und 18 Adelssitze.

Der Verlust der Residenzfunktion 1778 brachte allerdings nicht nur wirtschaftliche Stagnation, sondern auch - z.B. mit der Gründung des Nationaltheaters 1778 - neuen kulturellen Aufbruch, der die Zukunft Mannheims prägen sollte.

Dr. Stefan Mörz ist Leiter des Stadtarchivs Ludwigshafen und einer der profiliertesten Kenner des kurpfälzischen Hofes in Mannheim. Zum 275. Geburtstag Carl Theodors (am 11. Dezember 1999) und zu seinem 200. Todestag (am 16. Februar) legte er einen wesentlichen Baustein zur Geschichte von Hof und Stadt vor, der durch die Exaktheit seiner Darstellung und die Sorgfalt der Ausstattung besticht.


Stefan Mörz: Haupt- und Residenzstadt. Carl Theodor, sein Hof und Mannheim. 164 Seiten mit 78, z.T. farbigen Abb. (=Kleine Schriften des Stadtarchivs Mannheim, 12). Mannheim: Verlagsbüro v. Brandt, 1998. DM 29,80

Übersicht

Badische Heimat e.V.
Bezirksgruppe Bergstraße - Neckartal (Heidelberg)
 


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