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1102-2002
900 Jahre Kloster Lorch

Was in Kloster Lorch passiert

Kloster Lorch im Remstal wird 2002 der Schauplatz einer großen historischen Ausstellung sein. Es jährt sich zum 900. Mal, dass Friedrich von Schwaben das Benediktinerkloster auf dem Berg über dem Ort Lorch im Remstal der Kirche übergab. Hier sollte die Grablege der jungen staufischen Dynastie entstehen, Lorch sollte das Hauskloster der aufstrebenden Adelsfamilie der Staufer sein.

Jetzt sind die Restaurierungsarbeiten unter der Leitung des staatlichen Vermögens- und Hochbauamtes Schwäbisch Gmünd in der ehrwürdigen Klosterkirche in vollem Gange. Allmählich erobern Gerüste das Schiff mit seinen Wandmalereien. Das Kloster hat zwar ein bewegtes Schicksal, aber dennoch: Vieles an den alten Bauten hat sich erhalten. Besonders in der Kirche, deren strenges dreischiffiges Langhaus noch deutlich den Charakter des benediktinischen Klosterlebens atmet, findet sich vieles aus der frühen Geschichte des Ortes.

So kam bei den ersten Begutachtungen der Verdacht auf, dass der mächtige Dachstuhl der Kirche möglicherweise doch nicht erst bei einer der zahlreichen Reparaturen im 19.Jahrhundert aufgesetzt wurde. Statt dessen zeigte er sich in einem Zustand, der ganz deutlich auf das späte Mittelalter hinweist. Das genaue Alter wird nun aber voraussichtlich die dendrochronologische Untersuchung klären: damit lässt sich feststellen, wann die Bäume für die Ständer und Sparren gefällt wurden, die die Zimmerleute auf dem Kirchendach verbaut haben. Da im Mittelalter, wegen der leichteren Bearbeitung mit dem Beil, meistens noch frisches Holz eingesetzt wurde, kann man anhand des Fälldatums der Bäume sehr genau sagen, wann der Dachstuhl aufgerichtet wurde.

Abenteuer aus dem Alltag der Bauforscher...
Wenig abenteuerlich, dafür aber umso notwendiger: Im Frühsommer werden die großen Grabmäler der Grafen von Woellwarth aus der ewig feuchten Kirche geholt und über den Sommer in ein Entsalzungsbad gelegt; die spätgotischen Sandsteinplastiken – darunter, sehr beeindruckend, neben den wehrhaften Rittern der Adelsfamilie Wöllwarth auch die Grabmalsfigur eines von finsterem Getier angefressenen, halb skelettierten Leichnams– brauchen dringend Festigung, um für die nächsten fünf Jahrhunderte gerüstet zu sein. Eine wunderbare Ergänzung ergab sich ganz nebenbei: der Marsiliusturm, das Wahrzeichen des Klosters, schon aus der Ferne mit seinem kegelförmigen Dach sichtbar, wird wieder begehbar werden. So können im Jubiläumsjahr alle, die den Klosterberg hochsteigen, den ungewöhnlichen Genuss haben, über die Klosterdächer und über das Remstal die hinreißende Aussicht zu genießen.

Die große Ausstellung, die die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg aus Anlass des Jubiläums veranstalten, wird sich mit den Staufern in Lorch, mit der Geschichte des Klosters und mit der Faszination der Staufer und ihrer Gründung Lorch durch die Jahrhunderte beschäftigen. Zahlreiche Exponate aus der langen Geschichte des Ortes werden erstmals wieder nach Lorch zurückkehren. Schauplatz und zugleich Hauptexponat der Ausstellung wird das romantisch gelegene Kloster sein, die Kirche, das Refektorium, das einstige Abtszimmer, aber auch das Gelände mit seiner wundervollen Aussicht über das Remstal. Vorträge, Führungen und zahlreiche weitere Veranstaltungen werden die Ausstellung begleiten; Eröffnung wird am 28.4.2002 sein. Ein Übersichtsprospekt erscheint im Herbst. Der Staatsanzeiger-Verlag betreut Organisation und Öffentlichkeitsarbeit der Ausstellung. Der erste Prospekt zur Ausstellung erscheint im September.

Lorch – Lorsch? Keine Verwechslung

Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg kurz vor der großen Jubiläumsausstellung in Kloster Lorch im Remstal

Ende April ist es so weit: Im württembergischen Kloster Lorch im Remstal wird am 28.4.2002 die große Ausstellung zur Feier des 900. Klosterjubiläums eröffnet. Die Ausstellung wird die Geschichte des einstigen Benediktinerklosters von der Gründung durch die Staufer um 1100 bis in die Gegenwart zeigen; schon jetzt stößt sie auf reges Interesse nicht nur in der Region. Davon zeugt die Auslastung der Service-Telefonnummer (0 71 7292 84 97) in Lorch, die für Informationen, Führungsbuchungen und Prospektversand eingerichtet wurde. Seit Januar steht dort das Telefon nicht mehr still.

Für Verwirrung sorgt gelegentlich die Namensähnlichkeit mit einem berühmteren Kloster-Ort: Lorsch in Hessen, Gründung der Karolinger und berühmt für seine Tor- oder Königshalle aus der Zeit von Karl dem Großen. Seit 1991 steht es auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO. Die Namen sind ähnlich und in beiden Orten geht es um Klöster und Mittelalter. Trotz aller Ähnlichkeit – Lorsch und Lorch sind nicht miteinander zu verwechseln.

Lorch im Remstal gab es schon zur Römerzeit. Kloster und Ort tragen ihren Namen nach einer römischen Siedlung im Tal, deren Vorgänger ein römischer Grenzposten am Kreuzpunkt des raetischen und des obergermanischen Limes war. 1102, so die Gründungsurkunde von Kloster Lorch, stiftete Friedrich von Schwaben Land und Besitz der Kirche. Das Kloster war für Großes bestimmt: nach dem Willen des Stifters sollte es die Grablege der staufischen Herrscher werden und den Ausbau der Staufermacht festigen. Pech für die europäische Bedeutung von Kloster Lorch im Remstal: Kaiser Friedrich Barbarossa und seine Nachfolger verlegten ihre politischen Aktivitäten vor allem nach Süditalien. So bekam Kloster Lorch nie die überregionale Bedeutung, die ihm seine Stifter zugedacht hatten. Dennoch entwickelte sich vor allem in der späten Gotik ein blühendes Klosterleben – davon werden prachtvolle Zeugnisse in der Ausstellung zu sehen sein.

Kloster Lorch im Remstal hat seine eigene Geschichte. Noch steht es nicht auf der UNESCO Liste des Weltkulturerbes. Dabei wäre es in Baden-Württemberg in guter Gesellschaft: 1993 wurde das Kloster Maulbronn aufgenommen, 2001 die Insel Reichenau und für den Obergermanisch-Raetischen Limes ist die Aufnahme beantragt.

Den kann man übrigens auch in Lorch im Remstal sehen: vor den Toren des ehemaligen Benediktinerklosters steht ein markanter Wachtturm, eine Nachbildung der römischen Befestigungsanlage, die hier verlief!

Schon jetzt gibt es Prospekte und Informationsmaterial über die Ausstellung und das reiche Veranstaltungsangebot im Umfeld der Ausstellung. Der einfachste Weg: die Lorcher „Hotline" 0 71 72 - 92 84 97. Außerdem: jeden Monat passiert etwas Neues im Internet. Unter der Webadresse von www.schloessermagazin.de gibt es regelmäßig neue Informationen über die nahenden Ereignisse. Die Ausstellung in Kloster Lorch ist vom 29.4. bis zum 29.9. 2002 täglich geöffnet.

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