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Weltlicher Herrscher - geistlicher Landesvater
Zum 325. Geburtstag des Fürstbischofs Damian Hugo von Schönborn 1676 - 2001

"Ich habe nun den ort ausgelesen, wohe mein residentz hinkommen solle, ich habe mein tag kein schönere situation von allem gesehen, es ist zu Bruchsal, ein statt, viel größer als Aschaffenburg, rechdt schön wieder gebauet."

So die Zeilen aus einem Brief des Kardinals Damian Hugo von Schönborn vom 9. März 1720. Zwei Jahre später wurde in Bruchsal der Grundstein zum Bau des neuen Regierungssitzes der Fürstbischöfe von Speyer gelegt.

Der 76. Bischof des Fürstbistums Speyer, Damian Hugo Philipp Graf von Schönborn, wurde am 19. September 1676 als drittältester Sohn der berühmten Familie in Mainz geboren. Sehr schnell erlangte der begabte junge Mann auch die Gunst des Kaisers Joseph I., der ihn 1708 zum kaiserlichen Geheimrat ernannte. Schon ein Jahr später wurde Schönborn Landkomtur (sog. Regent) der Deutschordensballeien, also der Niederlassungen, Altenbiesen bei Maastricht und Hessen.

Obwohl Damian Hugo eine Militärkarriere anstrebte wurde er auf Fürsprache des Kaisers 1713 von Papst Clemens XI. zum Kardinal erhoben. Welch eine neue Wende im Leben des diplomatisch versierten Grafen. Den Höhepunkt seiner Karriere erfuhr er 1719 mit der Regierungsübernahme des Fürstbistums Speyer. Damit wurde der Kirchenfürst nun auch zum absolutistischen Herrscher über ein selbständiges Territorium.

Die Speyerer Stadträte weigerten sich, dem katholischen Kirchenfürst Wohnsitz und Hofhaltung in ihren Mauern zu gewähren. Deshalb entschloss sich der Kardinal 1720 die Residenz von Speyer nach Bruchsal, der zweitgrößten Stadt im Bistum, zu verlegen. Mit dem Bau der Residenz gelangte es ihm, eine Demonstration reichsfürstlichen Selbstgefühls, weitläufiger Eleganz und territorialer Autonomie" zu schaffen.

Damian Hugo von Schönborn führte bis zu seinem Tod 1743 das Bistum auf den Höhepunkt seiner Geschichte. Laut einem Chronisten des 18. Jahrhunderts, war "seine größte Angelegenheit, die verlorene Kameral und Landes-Einkünfte wieder ergiebig zu machen und neue Quellen zu eröffnen; denn er war ein genauer Haushalter und verstand die Staatswirtschaft vollkommen."

Sowohl in der Verwaltung, dem Rechts- und Finanzwesen sowie in den öffentlichen Wohlfahrtseinrichtungen und in der Armenpflege seines Landes als auch im Kirchenwesen setzte Schönborn Reformen durch. Die angestrebte Neuordnung der Kirche führte jedoch zum Konflikt mit seinem Domkapitel. Auch die Nachbarschaft mit den protestantischen Fürstentümern, der Markgrafschaft Baden-Durlach und dem Herzogtum Württemberg, war von ständigen Auseinandersetzungen belastet. Nur mit der Markgräfin Sibylla Augusta von Baden-Baden verband ihn einen "innige väterliche" Freundschaftsbeziehung mit regen Austausch in Fragen der Regierung, Religiosität und dem Bauwesen. Vor diesem Hintergrund war die Residenzgründung in Bruchsal, als einzige geistliche Residenz der Barockzeit am Oberrhein, abgesehen von der Hofhaltung der Fürstbischöfe von Straßburg in Zabern und von Basel in Arlesheim, eine der spektakulärsten Leistungen dieser Epoche im deutschen Südwesten.

Wie alle Fürsten des 18. Jahrhunderts war auch Schönborn geprägt von der leidenschaftlichen Lebensfreude und Prachtentfaltung des barocken Menschen. In Fragen des Schlossbaus war er jedoch sparsam und pragmatisch. Als geistlicher Herrscher respektierte er ebenso wie die weltlichen Fürsten die Verpflichtungen der absolutistischen Repräsentation seiner Zeit. Schon der Bau der fürstbischöflichen Residenz in Bruchsal mit symmetrischer Disposition und die groszügige Ausstattung, die sein Nachfolger Kardinal Christoph von Hutten zum vollendeten Glanz des Rokoko brachte, sind Beweis dafür. Feierlichkeiten, Empfänge und aufwändige Feste gehörten zum herrschaftlichen Ritual und waren Manifestation der Macht.

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