Der Barbarenschatz

  

Geraubt und im Rhein versunken
Der Barbarenschatz

Mit der Sonderausstellung "Der Barbarenschatz" präsentiert das Römische Museum Augsburg vom 224. Februar bis 8. August 2007 in einem internationalen Großprojekt mit Museen in Deutschland, Belgien und Luxemburg nach dem großen Erfolg in Speyer den spektakulären Hortfund aus dem rheinland-pfälzischen Neupotz einer breiten Öffentlichkeit.

Der einmalige Schatzfund aus dem Rhein wurde Anfang der 1980er Jahre beim Kiesabbau im Altrhein entdeckt und gilt als der größte römerzeitliche Metallfund in Europa. Er umfasst über 1.000 Objekte aus Bronze, Messing, Eisen und Silber und hat ein Gewicht von über 700 kg.
Der Hortfund beeindruckt nicht nur durch seine Objekte, sondern dokumentiert gleichsam einen der spannendsten Abschnitte in der Geschichte der römischen Besetzung Obergermaniens: Er stammt aus der Zeit als das Römische Reich in eine schwere Krise gestürzt wurde. Germanen bedrohten die Reichsgrenze. In der zweiten Hälfte des 3. Jh. n.Chr. überwanden die Alamannen den Limes und fielen in Rätien, das u.a. Teile des heutigen Bayerns umfasste, und in die gallisch-germanischen Provinzen ein. Am Mittel- und Niederrhein operierten die Franken. Erst die Großoffensive des Kaisers Probus zwischen 277 und 278 n.Chr. bereitete den Einfällen ein Ende.
Von Habgier, aber auch von Armut und Not getrieben, drangen die Germanenhorden ins Römische Reich ein. Gutshöfe, Siedlungen und sogar Heiligtümer fielen den Plünderern zum Opfer. Verwüstete Landstriche markierten ihren Weg. Auf ihren Beutezügen stießen die Eindringlinge tief nach Südgallien und sogar bis Nordspanien vor.
Wie der "Barbarenschatz" bezeugt, gelang nicht allen Germanen die Flucht mit ihrem Raubgut über den von den Römern kontrollierten Rhein. Vermutlich versuchte eine auf der Lauer liegende römische Flotte, die Eindringlinge auf ihrem Heimweg beim Überqueren des Rheins abzufangen. Bei den folgenden Kampfhandlungen versank ein Teil der Beute in den Fluten des Rheins.
Der Fund setzt sich aus Metallobjekten unterschiedlichen Charakters wie Sakralgerät, Waffen, Münzen, Werkzeugen, Boots- und Wagenzubehör bis zum Tafel- und Küchengeschirr zusammen. Unter den Exponaten befinden sich in Ausführung und künstlerischer Gestaltung hochwertige Stücke, wie ein Silberspiegel mit Medaillon, ein Bronzekrug, dessen Henkel eine Darstellung der Minerva schmückt, oder ein imposanter Löwenkopf aus Bronze.
Auch wenn sich der Hortfund fast ausschließlich aus Metallobjekten zusammensetzt, hatten es die alamannischen Räuber nicht nur auf diese kostbaren Bodenschätze abgesehen. Zu ihrer Beute gehörten auch Lebensmittel, Kleidung, Hausgerät, Fuhrwerke, Vieh, ja sogar Provinzbewohner. Letztere waren Handwerker, die durch ihr technisches Know-how sehr begehrt waren.
Außer den Originalfunden präsentiert die Speyerer Ausstellung auch den historischen Hintergrund der Entstehung des Fundes. Themenbezogene Karten, mehrere Rekonstruktionen, Modelle, Filmausschnitte und Inszenierungen sowie Multimediapräsentationen bringen den Besuchern die historischen Ereignisse, deren Folgen so tiefgreifende Spuren im Leben der Provinzbewohner hinterlassen haben, nahe.
Zur Veranschaulichung der verschiedenen Themenbereiche werden neben den Funden von Neupotz zahlreiche weitere Exponate gezeigt. Spektakuläre Fundstücke wie die Votivbleche und Schmuck aus dem Beutefund von Hagenbach mitsamt der Rekonstruktion einer Kultnische beleuchten das sakrale Fundspektrum. Modelle von römerzeitlichen Schiffen oder weitere, noch nie gezeigte Hort- und Schatzfunde bereichern die Präsentation zusätzlich.
Präsentiert wird ebenfalls der Augsburger Siegesaltar, eines der wenigen erhaltenen Schriftzeugnisse, das sich auf die Germaneneinfälle bezieht und den genauen Ablauf der Plünderungszüge beschreibt.
Nicht alle Germanen scheiterten mit ihren Plünderungen. Dies wird am Beispiel des germanischen Fürstengrabs von Gommern gezeigt, in dem sich viele römische Beutestücke fanden.
Das Projekt wird großzügig unterstützt von der BASF AG.

Ausstellungskatalog
Begleitend zur Ausstellung gibt das Historische Museum der Pfalz Speyer einen 240-seitigen Katalog mit ca. 350 farbigen Abbildungen heraus. Renommierte Wissenschaftler aus dem In- und Ausland widmen sich im Katalog der Krise des Römischen Reiches im 3. Jh. n.Chr. Dabei werden speziell die Germaneneinfälle beleuchtet. Es wird der Frage nachgegangen, warum die Germanen ins Römerreich einfielen, wo sie plünderten und auf was ihr Hauptaugenmerk gerichtet war. Die Baggerfunde aus dem Rhein, darunter der große Hortfund von Neupotz, werden in Zusammenhang mit diesen Raubzügen gebracht. Die aktuellen Forschungen führten dabei zu neuen, faszinierenden Erkenntnissen.
Der Katalog ist im Museumsshop zum Preis von 19,90 € erhältlich.
Besuchen Sie auch die Homepage der Ausstellung: www.barbarenschatz.de.

Text: HMP

 

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