Staatliche Kunsthalle
Karlsruhe
Emil Lugo (1840-1902) - Landschaften auf Papier

25.1.-23.3.2003

Einer der ersten Schüler der Großherzoglich-Badischen Kunstschule in Karlsruhe war der junge Emil Lugo, dessen zeichnerischer Nachlass sich zum größten Teil im Kupferstichkabinett der Staatlichen Kunsthalle befindet. Nach der umfangreichen Präsentation der Werke seines Lehrers Johann Wilhelm Schirmer im vergangenen Jahr sollen nun Zeichnungen und Aquarelle von einem seiner ernsthaftesten und besten Schüler gezeigt werden, ergänzt durch eine kleine Auswahl seiner Ölgemälde und -Studien aus allen Schaffensperioden.
Lugos zeichnerisches Talent wurde bereits früh erkannt. Nach privatem Aquarell- und Zeichenunterricht während der Schulzeit durfte er mit erst sechzehn Jahren in die Kunstschule eintreten. Die junge, 1854 gegründete Institution etablierte sich unter der Leitung von Schir-mer zunächst als Landschaftsschule. Auch Emil Lugo wurde in diesem Fach ausgebildet, und zwar bei Johann Wilhelm Schirmer persönlich. Lugo fühlte sich dessen klassizistisch-idealer Kunstauffassung vor allen anderen Eleven am meisten verpflichtet. Gerade in seiner frühen Schaffenszeit wird sein Werk bestimmt durch exakte Naturstudien, die unter Anleitung des Lehrers entstanden und ideale Landschaftsentwürfe, die die Schirmer'sche Tradition fortsetzen.
„Ich habe die Skizzen Schirmers kopiert, Lugo die Bilder“: Diese Charakterisierung Hans Thomas veranschaulicht die unterschiedliche Rezeption dieser beiden so verschiedenen Schirmerschüler und Freunde.

Noch lange nach der Ausbildungszeit sollte Lugo seinen idealen Kunstanspruch weiterverfolgen. Während eines fast fünfjährigen Italienaufenthaltes entstanden parallel neben sorgfäl-tig durchkomponierten Ideaüandschaften bestechende Landschaftsstudien, die nun das erste Mal der Öffentlichkeit gezeigt werden.

Das Jahrzehnt nach seiner Rückkehr in seine Heimatstadt Freiburg gilt als Lugos beste und produktivste Schaffenszeit. Während der 1880er Jahre erkundete er gemeinsam mit seinen engsten Freunden, dem Dichter Wilhelm Jensen und seiner Familie, die verschiedenen Re-gionen des südlichen Schwarzwaldes. Zahlreiche Studien entstanden direkt vor der Natur. Eine Auswahl der so genannten „Blauen Blätter“, sparsam aquarellierte oder lavierte Feder-zeichnungen, zeigt den begabten Zeichner auf dem Höhepunkt seiner künstlerischen Aus-druckskraft. Zur Blütezeit der europäischen Künstlerkolonien, in denen die Maler fern vom reglementierten Akademiebetrieb eine unberührte Natur zu erfassen suchten, bilden die Illustrationen für das „Schwarzwaldbuch“ von Wilhelm Jensen Abschluss und Höhepunkt von Lugos intensiver Auseinandersetzung mit der heimatlichen Landschaft.

Für das 1890 erschienene, naturwissenschaftlich-historisch orientierte Buch lieferte er 50 Druckvorlagen. Zwei Skizzenbücher dokumentieren seine Reisen durch den Schwarzwald, auf denen er nach geeigneten Ansichten Ausschau hielt. Die danach entstandenen sorgfälti-gen Federzeichnungen und grauweiß gehaltenen Pinselmalereien führte er größtenteils erst 1889 nach der Übersiedlung nach München aus.

1940 wurde die Kassette mit den Vorlagen von Lugos erstem Biographen Joseph August Beringer der Staatlichen Kunsthalle übergeben. Die übrigen Illustrationen zum Schwarz-waldbuch stammen von Wilhelm Hasemann sowie Max und Victor Roman. Auch deren Vor-zeichnungen befinden sich im Kupferstichkabinett der Kunsthalle und werden in einer Aus-wahl gezeigt.

Durch die Leihgaben aus der Staatlichen Graphischen Sammlung in München kann vor al-lem das SpätwerK präsentiert werden. Im bayerischen Voralpenland, dem Chiemgau, er-schloss sich der Künstler ein neues Studiengebiet. Mit seinem Blick über den Chiemsee auf die Herreninsel führt er uns ohne jegliche kompositorische Kunstgriffe ein Stück Natur vor, das den Eindruck der Unberührtheit erweckt und damit den Betrachter besonders beeindruckt.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Dr. Kirsten Claudia Voigt

Katalog im Kehrer-Verlag Heidelberg, 120 S., 50 Farb und 70 s7W-Abb. 2003
ca. 20 €

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