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Unter Oberbürgermeister Otto Winterer, der von 1888 bis 1913 im Amt war, wurde Freiburg zur Großstadt mit entsprechender Infrastruktur ausgebaut, und erhielt ein weithin beachtetes Stadtbild, die Zeitgenossen stolz als „die schönste Großstadt Deutschlands“ priesen.

Münsterplatz mit Münster und Kornhaus. G.Th.Hase, um 1860, © Museum für StadtgeschichteEingang der Zähringerstraße, nach Norden. Im Hintergrund die evangelische Ludwigskirche, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts im ehemaligen Kloster Tennenbach abgebrochen und hier wieder aufgebaut wurde. G.Th.Hase, um 1860, © Museum für StadtgeschichteMartinstor und Bertholdsbrunnen. Das Martinstor noch ohne seinen historistischen Aufbau.. G.Th.Hase, um 1860, © Museum für StadtgeschichteMünsterplatz mit Münster und Kornhaus. G.Th.Hase, um 1860,

Eingang der Zähringerstraße, nach Norden. Im Hintergrund die evangelische Ludwigskirche, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts im ehemaligen Kloster Tennenbach abgebrochen und hier wieder aufgebaut wurde. G.Th.Hase, um 1860.

Martinstor und Bertholdsbrunnen. Das Martinstor noch ohne seinen historistischen Aufbau. G.Th.Hase, um 1860,

Alle Fotos © Museum für Stadtgeschichte

Das geschichtsbewußte Stadtoberhaupt und seine Verwaltung sorgten bei allem Sinn für Modernität auch für die Bewahrung der historischen Bausubstanz, die liebevoll restauriert, oftmals im Sinne der Zeit „verbessert" wurde. Mit dem Zitat im Ausstellungstitel reagierte Winterer auf das Ansinnen einiger Bürger, die beiden Stadttore abzubrechen, da sie der geplanten Straßenbahn im Wege stünden. Überall in der Stadt entstanden neue Gebäude – Kirchen, Schulen, Verwaltungsbauten, Wohn- und Geschäftshäuser – in allen möglichen Formen aus der Architekturgeschichte bis hin zum „modernen Baustil“, wie der Jugendstil zu Beginn des 20. Jahrhunderts genannt wurde.

Es sind unter den zahlreichen in Freiburg tätigen Lichtbildnern vor allem zwei Fotografen, denen die Dokumentation des alten Stadtbildes und seines Wandels zu verdanken ist: Gottlieb Theodor Hase (1818 - 1888), der sich 1852 in Freiburg niedergelassen hatte und Georg Röbcke (1863 - 1941), der hier seit 1885 arbeitete und sich 1896 selbständig machte. Etwa 80 ihrer Aufnahmen aus dem Denkmälerarchiv des Augustinermuseums - ergänzt durch einige Abzüge aus dem Freiburger Stadtarchiv - zeigt die Ausstellung im Museum für Stadtgeschichte. Sie verdeutlichen Freiburgs rasante städtebauliche Entwicklung von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg. Weitere Exponate stammen aus der Außenstelle des Badischen Landesmuseums in Staufen.

Gottlieb Theodor Hase war der erste professionelle Fotograf in Freiburg. Das neue Medium sich nach seiner Erfindung in nur wenigen Jahrzehnten einen festen Platz unter den Künsten erobert. Zwar war das Prinzip der Camera obscura schon lange bekannt und auch von Malern wie Canaletto als Hilfsmittel für die Zeichnung verwendet worden, erst 1826/27 aber war es dem Ingenieur Joseph Nicéphore Niépce nahe seiner Heimatstadt Chalon-sur-Saône gelungen, ein mit der Kamera aufgenommenes Bild auf eine lichtempfindlich beschichtete Zinnplatte zu fixieren - nach acht Stunden Belichtungszeit. Die 1829 von Niépce geschlossene Partnerschaft mit dem Pariser Theatermaler Louis Jacques Mandé Daguerre brachte das Verfahren voran. Nach dem Tod seines Partners 1833 entwickelte Daguerre das Verfahren weiter. Am 7. Januar 1839 wurde die „Daguerreotypie“ in der Académie Française vorgestellt - dies gilt als Geburtstunde der modernen Fotografie.

Noch waren die Belichtungszeiten sehr lang. Bei Landschafts- oder Stadtaufnahmen „verschwanden“ sämtliche bewegten Objekte, für Portraitaufnahmen mußten die Portraitierten mit allerlei Gestellen ruhiggestellt werden. Schon ab 1840/42 konnten durch lichtstärkere Objektive und lichtempfindlichere Beschichtungen die Belichtungszeiten bei gutem Licht auf wenige Sekunden verkürzt werden. Zukunftweisend war auch das 1841 patentierte auf Papier basierende Positiv/Negativ-Verfahren von Henry Fox Talbot in England. Mit der Weltausstellung 1851 in London setzte sich die Fotografie endgültig durch. Angesichts der komplizierten Entwicklungsverfahren und der oft schweren und sperrigen Ausrüstung blieb die Fotografie aber weitgehend auf professionelle „Lichtbildner“ beschränkt. Die Hobbyfotografie sollte erst mit der Entwicklung kleiner und leichter Kameras und des praktischen Rollfilms nach 1900 zum Thema werden.

Franziskanerplatz (heute Rathausplatz) mit Berthold-Schwarz-Brunnen. Blick in die Rathausgasse nach Südosten. G.Th.Hase, um 1855, © Museum für StadtgeschichteStadttheater, 1905 - 10 von H. Seeling auf der ehemaligen Bastion "Dauphin" im Stil des Neobarock errichtet. Fotografie Röbke, um 1910, © Museum für Stadtgeschichte

Franziskanerplatz (heute Rathausplatz) mit Berthold-Schwarz-Brunnen. Blick in die Rathausgasse nach Südosten. G.Th.Hase, um 1855, © Museum für Stadtgeschichte

Stadttheater, 1905 - 10 von H. Seeling auf der ehemaligen Bastion "Dauphin" im Stil des Neobarock errichtet, vor allem in der Bauskulptur wird der beginnende Jugendstil deutlich. 1939 wurde das Theater umgestaltet, 1944 zerstört und 1949 in einfacheren Formen wieder aufgebaut. Der Schaugiebel wurde 1962 abgebrochen. Fotografie Röbke, um 1910, © Museum für Stadtgeschichte

Ein solcher Profi war der 1818 in Erfurt geborene Gottlieb Theodor Hase. Wie viele frühe Fotografen war er von Haus aus Portraitmaler. Als solcher bot er noch 1845 in der „Bayreuther Zeitung“ seine Dienste an: „Ich male Portraits in Öl, Aquarell, Pastell, Miniatur auf Elfenbein, Kreide- und Bleistiftzeichnungen in beliebigen Formaten. Ferner fertige ich Daguerreotypien aller Art, führe auch nach denselben Bilder ins Größere aus“. In Bamberg warb er 1849 allein mit seinen Erfahrungen im „Photographieren sowohl auf Metall als auch auf Papier“. Für einige Jahre war Hase in Würzburg tätig bis er sich schließlich 1852 in Freiburg niederließ, und in Oberlinden als „Maler und Photograph“ seine „Artistisch-Photographische Anstalt" eröffnete, die nach seinem Tod 1888 durch seinen Sohn Fritz weitergeführt wurde. Zu Hases Spezialitäten zählten Portraits und Aufnahmen von Freiburger Straßenzüge, darunter zahlreiche Stereo-Aufnahmen, die durch entsprechende Geräte betrachtet, einen dreidimensionalen Eindruck erzeugten.

Der 1863 in Lüchow, Kreis Hannover geborene Karl Louis Georg Röbcke kam nach Stationen in Trient, Bozen, Colmar und Heidelberg 1885 als Gehilfe zu dem Freiburger Fotografen Christof Clare. Am 1. Januar 1896 machte er sich mit seinem „Photographischen Verlag” selbstständig. Von Anfang seiner Selbständigkeit an übernahm Röbcke Aufträge der Stadt und der Universität. So fertigte er Fotoserien zum Neubau des Elektrizitätswerks, für die Festschriften zur Eröffnung des Neuen Rathauses 1901, zur Einweihung des Stadttheaters 1910 und war ab 1912 alleiniger Fotograf für due Städtischen Sammlungen. In den Reihen „Alt Freiburg“ - zwölf Folgen mit je zwölf auf Karton aufgeklebten und mit kleinen Erläuterungstexten versehene Bilder - und "Alte Bürgerhäuser" zeigte Röbcke malerische Winkel und historisch bedeutsame Gebäude der Stadt. Seine Panoramaaufnahmen sind heute wichtige Quellen für die Baugeschichte der Stadt.

Georg Röbcke ist am 27. Februar 1941 in Freiburg gestorben. Sein ältester Sohn Hermann, der seit Mai 1926 ständig im väterlichen Betrieb als Fotograf gearbeitet hatte, führte das Geschäft noch bis 1959 weiter. Die im Freiburger Stadtarchiv aufbewahrten Auftragsbücher Röbckes, die 1896 beginnen, enden 1959 mit fast 30.000 Nummern. Das Fotoarchiv mit den Glasplatten wird heute ebenfalls im Stadtarchiv aufbewahrt. Der größte Teil der Aufnahmen und Glasplattennegative vom Münster befindet sich im Archiv des Freiburger Münsterbauvereins.

„Das Dorf hat Dächer - die Stadt hat Türme" ist der Freiburger Beitrag zu der Ausstellungsreihe „Oberrhein um 1900" aus Anlaß des Jubiläums „10 Jahre Oberrheinischer Museums-Pass”.



Ausstellungsarchiv:

Vom Friedhof zum Markt.
Der Freiburger Münsterplatz im Wandel (2009)

„Das Dorf hat Dächer – die Stadt hat Türme“.
Freiburg zwischen 1860 und 1910 (2009)

 

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