Mit dieser
Ausstellung leistet die Reithalle einen Beitrag zum OWL-Projekt
"Mahlzeit! Kultur des Essens und Genießens".
Kaum ein anderes Medium als gerade das Plakat könnte uns besseren
Aufschluß geben über das Lebensgefühl jener innerlich so unruhigen
Epoche des Aufbruchs um die Jahrhundertwende. Eine Gesellschaft,
die sich anschickte, den Besitz, den Konsum, das Glück der Massen
zu höchsten Idealen zu erheben, spiegelt sich deutlich in diesen
großartigen Zeitdokumenten, den Bildplakaten, die seit ca. 1870
die Straßen Europas eroberten.
Von Anfang an wurde für alle kommerziellen Sparten des Alltags
geworben - so auch für Produkte, die durch Leib und Magen gehen.
Mit dynamischem Schwung und grenzenloser Phantasie trat die Reklame
für Kakao, Kaffee und Bonbons, Tabak, Liköre und Champagner an.
Selten geht es um einfache Lebensmittel - die gehobenen Genüsse,
die Gaumenfreuden des feinen Bürgers stehen im Zentrum. Dabei
spielt die Frau als werbendes Medium eine beachtliche Rolle: Sie
trinkt Bier, Wein, Aperitifs, kostet Biskuits und Pfefferkuchen.
Auch für die Zigarette, ein damals relativ modernes "Laster",
wirbt die Dame von Welt, während Zigarre und Tabak eine männliche
Angelegenheit bleiben. Und bereits in der Frühzeit des Plakats
begegnet uns das Kind als Konsument, als kleines Schleckermaul
oder unschuldige Naschkatze.
Das frühe Plakat als Medium der werbenden bildhaften Mitteilung
ist immer auch ein ästhetisches Produkt und nicht selten ein faszinierendes
Kunstwerk. Maler, Zeichner und Graphiker wurden mit der Gestaltung
von Bildplakaten beauftragt und gelangten hier zu außerordentlichem
Ruhm. Namen wie Juies Cheret, Henri de Toulouse-Lautrec, The Beggarstaff
Brothers, Theophile Alexandre Steinlen, Alfons Maria Mucha, Ludwig
Hohlwein, Julius Klinger, stehen gleichsam synonym für eine Plakatkunst
auf höchstem Niveau.
Die Reithalle gibt mit rund 70 Meisterplakaten aus der Zeit um
1900 Einblick in eine Produktwerbung, die in ihrer Verschmelzung
von greifbarem Realismus und symbolischer Verklärung, humanem
Charme und augenzwinkernder Ironie den aufmerksamen Betrachter
noch heute in ihren Bann zieht.
Als Leihgeber für diese Ausstellung konnten die bedeutendsten
öffentlichen Sammlungen historischer Plakatkunst in Berlin, Bremen,
Hamburg, Krefeid und München gewonnen werden.
Städtische
Galerie in der Reithalle
Paderborn-Schloß Neuhaus
Marstallstraße 12
D-33104 Paderborn
Tel. 0 52 51 / 88 10 76 o Fax 0 52 51 / 88 10 61
staedtische-galerten@paderborn.de
www.paderborn.de/kuitur/museen.htm
Öffnungszeiten Dienstag-Sonntag 10 bis 18 Uhr
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