Rezensionen

 

Gernot Kreutz: Die Straßennamen in Offenburg. Herkunft und Bedeutung. Werkstattberichte aus Archiv und Museum der Stadt Offenburg. Offenburg 2002. ISBN 3-931741-08-7

Natürlich dienen die Straßen einer Stadt und ihre Namen vor allem der Orientierung. Sie stellen in der Tat aber auch eine "autorisierte Geschichtskarte" dar, sind wesentliche Elemente des Selbstverständnisses und der Identität einer Stadt. Ganz spannend wird eine entsprechende Recherche, welche Namen zu verschiedenen Zeiten nach welchen Kriterien ausgewählt wurden.

Für Offenburg hat Gernot Kreutz vor Kurzem das Ergebnis einer immensen Quellenarbeit vorgelegt, hat die Namensgebung für nahezu 700 Straßen dokumentiert, auch 370 Namen gefunden, die heute nicht mehr gelten. Allein 117 Straßennamen mussten wegen der Eingemeindung von elf Umlandgemeinden geändert werden; heute gibt es nur noch eine Schulstraße (früher 8mal), nur noch eine Schwarzwaldstraße (früher 6mal). Im 19. Jahrhundert bezogen sich die Straßennamen überwiegend auf Handwerk und Gewerbe, auf Gebäude und Nachbargemeinden, seit 1876 auch nach Personen, vor allem aus dem Adel. Nach 1900 kamen Schiller und Goethe zu Ehren, auch Künstler aus Baden: Scheffel, Hebel, Hansjakob, Gott, Moscherosch, Hans Thoma und Wilhelm Hasemann. Und auch Politiker wie Erzberger, Rathenau, Ebert, ferner Pioniere der Industrie-Geschichte wie Friedrich August Haselwander. Die NS-Zeit brachte etliche Umbenennungen, nach 1945 folgten die entsprechen den Korrekturen. In den vergangenen Jahrzehnten führte manche Namensgebung zu politischen Dis kussionen, in jüngster Zeit wurden vor allem Frauen namen favorisiert. "Insgesamt hat die große Zahl der Umbenennungen meist gut bedachte, sachgerechte und ansprechende Namen erbracht". Für Offenburg sprudelt hier eine lebendige und zuverlässige stadt geschichtliche Quelle.

Adolf Schmid

3/2004
   

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