Katharina
Hausmann „Die Chance, Bürger zu werden“ Deutsche Politik
unter amerikanischer Besatzung: Die „Heidelberger Aktionsgruppe“
1946–47. Schriftenreihe des Stadtarchivs Heidelberg. Heft
8. 128 Seiten mit 31 Abbildungen. Broschur. Ubstadt-Weiher:
verlag regionalkultur, 2006.
ISBN-10: 3-89735-446-2 / ISBN-13: 978-3-89735-446-3. EUR
14,90
Nach
1945 wurden in Deutschland unterschiedliche Konzepte eines
politischen Neuanfangs diskutiert. In der „Heidelberger
Aktionsgruppe“ kamen Intellektuelle und Politiker wie Alfred
Weber, Alexander Mitscherlich und Carlo Schmid zusammen.
Sie einte das Streben nach einer demokratischen Erneuerung
Deutschlands, für das sie vehement eintraten. Als Grundlage
forderten sie eine Reduzierung des „totalen Staates“ und
eine Gesellschaft selbstverantwortlicher Bürger als Gegengewicht
zu etablierten Formen politischer Teilhabe. Außenpolitisch
sollte Deutschland neutral und vermittelnd zwischen den
weltpolitischen Machtblöcken stehen – ein Ziel, das mit
dem beginnenden Kalten Krieg zunehmend in Gefahr geriet.
Ab Mitte 1947 versuchte die „Aktionsgruppe“ dann auch aktiv,
die Teilung Deutschlands zu verhindern.
Die
für den Druck umgearbeitete Magisterarbeit zeigt, dass
der politische Neuanfang bereits in der unmittelbaren Nachkriegszeit
einsetzte und mit drei Tagungen im Jahr 1947 von Heidelberg
aus eine gewisse Strahlungskraft auf die anderen beiden
westlichen Besatzungszonen ausübte. Die Arbeit geht
differenziert auf die Problematik ein, erörtert die
Quellen, die in ihren wichtigsten Partien wiedergegeben
werden und skizziert fundiert die einzelnen Problemkrise,
denen sich die Hauptakteure widmeten.
Die
Autorin skizziert einen von Alfred Weber und seinem Kreis
formulierten "freien Sozialismus" als Antwort
auf die nationalsozialistische Diktatur, der von einem "moralischen
Individualismus" ausgegangen sei, alledings in der
Diskussion der Ursachen der Diktatur zu viele Fragen offenließ.
Sie kommt zu dem Ergebnis, dass in dieser Zeit die Vorstellungen
für eine neue politische Konzeption von einer "kritischen
Öffentlichkeit" getragen wurden, die in der 68er-Bewegung
und auch später in der Auseinandersetzung um die Globalisierung
wieder zum Tragen kam.
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