Schon wieder, oder noch ein Buch über den Schwarzwald,
der gerade von den Tourismusverbänden als die beliebteste
Ferienregion Deutschlands genannt wurde, also ein weiteres zu
den vielen, die es schon gibt? Hier nun allerdings nicht aus
der Sicht eines Reiseschriftstellers, Wanderers oder Restaurantführers.
Nein, es sind Bilder aus der Zeit um 1900, die Künstler
und Fotografen festgehalten haben und die für eine Ausstellung
des Heimatmuseums Vogtbauernhof in Gutach im Frühjahr 2011
zusammengetragen wurden, im wesentlichen ausgewählt aus
ihrem eigenen Archiv, gleichzeitig systematisch erfasst und digitalisiert.
So drang eine populäre Druckgrafik aus Lithografien, Holz-
und Stahlstichen zusammen mit den ersten Fotografien und Künstler-Gemälden
an die Öffentlichkeit, um uns nun ein Bild der damaligen
Zeit liefern zu wollen.
Das Buch beginnt mit einer ganz kurzen
Einführung in die
Geografie und Natur sowie Siedlungsgeschichte des Schwarzwaldes
und geht dann über in eine bildliche und textliche Darstellung
dessen, was den Schwarzwald ausmacht, gegliedert in sieben Themenbereiche,
beginnend mit den ersten Ansiedlungen, meist durch die Klöster
und die dann fortlebten als Einzelhöfen, Dörfern und
kleinen Städtchen, ruhig und abgeschieden. Der Tourismus
begann erst allmählich mit dem Eindringen von Bahn und Automobil.
Bis dahin bestimmten Alltag und Arbeit das Leben und Überleben,
Feste und Feiertage boten die notwendige Abwechslung mit Brauchtum
und Trachten. Stellenweise ließen sich auch Künstler
nieder und versuchten abzubilden, was sie sahen. Der Schwerpunkt
liegt dabei auf dem mittleren Schwarzwald, was ja auch mit der
Lage der Vogtsbauernhöfe zusammenhängt.
Nach Meinung der Autoren hat diese liebliche Landschaft des
mittleren Schwarzwaldes eine lebendige Künstlerszene entstehen lassen,
fern der unwirtlichen Höhen des Hochschwarzwaldes, so dass
das beschauliche Gutach sich hat als Malerdorf entwickeln können
und Künstler wie Hasemann, Hagemann, Liebich und andere
hier ein Wirkungsfeld fanden. Dabei wird übersehen, dass
doch auch die höchsten Höhen des Schwarzwaldes die
Künstler angezogen und mit ihren Schneebildern von Hauptmann
und Dietsche dazu beigetragen haben, das Bild des Hochschwarzwaldes
in die Welt zu tragen.
Auch versetzen die Autoren den bedeutendsten Maler des Schwarzwaldes,
Hans Thoma, dem gerade eine repräsentative Ausstellung im
Frankfurter Stä- del gewidmet war, nach Bonndorf als seine
Heimat, und übersehen dabei, dass dessen Heimat Bernau ist,
in die er verbunden immer wieder zurückkehrte, dorthin seine
Kommilitonen in den Ferien mitnahm, später seine Lehrerkollegen.
Durch ihn haben sich viele Künstler dort zeitweise niedergelassen,
haben länger oder dauerhaft dort gewohnt und gearbeitet,
einige sind auch dort gestorben und begraben. So ist das hoch
am Himmel gelegene Bernau ein wahres Künstlerdorf geworden,
das bis auf den heutigen Tag seine Ausstrahlung hat, was sich
durch die regelmäßige Verleihung des Hans-Thoma-Preises
als Staatspreis des Landes Baden-Württemberg innerhalb der
Hans-Thoma-Tage jeweils Anfang August, manifestiert und natürlich
auch durch das Hans-Thoma- Kunstmuseum.
Abgesehen von diesem Fauxpas, sind der eigentliche Text wie
auch die Abbildungen eine interessante, teilweise sogar spannende
Lektüre, für die im wesentlichen Dr. Martin Ruch von
der Kulturagentur »Am Oberrhein« verantwortlich zeichnet,
so dass aus einem Bildband populärer Druckgrafik im Zusammenklang
mit gut formulierten Texten ein neues und informatives Buch über
den Schwarzwald, zumindest seines Mittelteils, entstand, das
vornehmlich das ländliche und dörfliche Leben thematisiert. Dr. Rolf Fuhlrott |