Rezensionen


 

Bernhard Fischer: Johann Friedrich Cotta, Verleger - Entrepreneur - Politiker. 984 S., 16 farbige Abb., geb., Schutzumschlag, auch als E-Book erhältlich, ISBN 978-3-8353-1396-5, 49,90 €

Man nannte ihn den »Napoleon des deutschen Buchhandels«: Johann Friedrich Cotta, ein Jurist mit mathematisch-naturwissenschaftlichem Interesse, geboren am 27. April 1764, war ein Quereinsteiger. Im Alter von 23 Jahren kaufte er die Tübinger J. G. Cotta’sche Buchhandlung von seinem Vater und machte in wenigen Jahren mit Genie und Tatkraft aus einem provinziellen Universitätsverlag den bedeutendsten Universitätsverlag seiner Zeit. Johann Friedrich Cotta gewann eine einzigartige Reihe von damals zeitgenössischen Autoren für seinen Verlag, zu denen neben den genannten Goethe und Schiller auch Schelling, Kleist, Schwab, Fichte, Uhland, Hebel, Hölderlin, Pestalozzi, Alexander von Humboldt, Jean Paul und Hegel gehörten. Schon die Bandbreite der genannten Autoren weist weit über die Klassik hinaus. Cotta schuf einen Universalverlag, der außer Literatur auch wissenschaftliche Bücher herausgab, ferner Druckerzeugnisse für den Hausgebrauch wie Almanache und Kalender sowie über 60 Zeitungen und Zeitschriften. Schöne Literatur war bisher kein Cotta’scher Verlagsartikel. Er aber zeigte sich mit Honoraren und Vorschüssen so großzügig, dass er Schiller, nach einigem Werben auch Goethe gewann. Schöne Buchausgaben dokumentieren diese »klassische« Epoche. Als Verleger von Dichtung ist Cotta ausgesprochen konservativ.

Zum Verlagsprogramm gehörten auch die Werke »Das Schatzkästlein« und »Die Biblischen Geschichten«, des am 10. Mai 1760 in Basel geborenen Johann Peter Hebel. Seit 1810 stand Hebel in Verhandlung mit Cotta wegen einer Sammlung der wertvollsten Kalenderbeiträge aus den Jahrgängen des Schatzkästleins, die er bisher redigiert hatte. Das Büchlein erschien ein Jahr später unter dem Titel »Schatzkästlein des Rheinischen Hausfreunds«; es enthielt mit 128 Stücken den größten Teil von Hebels Geschichten aus den Jahren 1803 bis 1811. Wie sehr nach den Alemannischen Gedichten, 1803 bei Macklot in Karlsruhe erschienen, auch Hebels zweites Werk die verdiente Anerkennung fand, beweist, dass bereits im Jahr 1816 eine zweite Auflage erschien. Cotta beabsichtigte auch, dem »Schatzkästlein« einen zweiten Teil folgen zu lassen, doch der Dichter und Theologe vertröstete ihn von Jahr zu Jahr, und die Ausgabe kam nie zustande.

Bernhard Fischer war von 1992-2007 Leiter des Cotta-Archivs im Deutschen Literaturarchiv Marbach. Seit 2007 ist er Direktor des Goethe- und Schiller-Archivs in der Klassik Stiftung Weimar. »Mehr als Gold hat das Blei in der Welt verändert. Und mehr als das Blei in der Flinte das im Setzkasten«, dies war schon die Überzeugung von Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799).

Elmar Vogt

4/2014
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