Rezensionen


Günther Malisius Die Pfinz. Einst Lebensader, jetzt Naherholung und immer wieder korrigiert.
Ubstadt-Weiher: Verlag Regionalkultur, 2011 199 S. (Beiträge zur Geschichte Durlachs und des Pfinzgaus, Bd. 5).. ISBN 978-3-89735-681-8. € 13,90

Es ist wohl relativ selten, dass eine umfängliche Darstellung eines kleinen Flüsschens von gerade mal 60 km Länge einer allgemeinen Öffentlichkeit präsentiert wird. Entsprungen in 385 m Höhe zwischen Langensteinbach und Ittersbach, wo genau, weiß man nicht, und endend, genauso schwer definierbar, nach fast 300 m Höhenunterschied, auf 94 m Höhe bei Rußheim im Altrhein. Die Orte der Quelle und Mündung hat man als Badener einigermaßen im Kopf, wie der Verlauf dagegen erfolgt, hätte man gerne auf einer übersichtlichen Karte gesehen, die unverständlicherweise fehlt, zumal es das einzige Werk zu sein scheint, das den gesamten Lauf der Pfinz behandelt, wenn man auf die über 50 angegebenen Literaturstellen schaut.

Nach einer Deutung der Herkunft des Namens, folgt die Nennung der anliegenden Orte von der Quelle bis zur Mündung mit einigen Hinweisen auf diese, meist unterschiedlicher Qualität und Umfangs, für Graben-Neudorf sind es zwei Seiten, für Durlach gerade mal zwei Zeilen! In der Darstellung der Geografie des Flusslaufs kommt es dann zur teilweise kartenmäßiger Darstellung einzelner Einzugsgebiete mit ihren Zuflüssen. Sehr gut ist die historische Darstellung der Pfinz im Wandel der Zeiten, von der Eiszeit bis in die jüngste Zeit, da zahlreiche Neubauten entlang des Flusses diesem ein neues Gesicht geben, mit den erforderlichen Korrekturen, den Eingriffen des Menschen meist aus wirtschaftlichen Gründen. Denn neben der Wasserversorgung für Menschen, Tiere und Pflanzen, diente der Fluss der Flößerei und der Schifffahrt, der Fischerei und nicht zuletzt dem Weinbau, aber vor allem dem Betrieb von Mühlen, fast 30 an der Zahl, die die früheren Handmühlen ersetzten und die Kraft des Wassers nutzten, um die schweren rotierenden Steine zu bewegen, besonders dort, wo Menschen siedelten und Ackerbau betrieben Heute dagegen haben Flößerei und der Mühlenbetrieb ihre Bedeutung verloren, und der Fluss dient nicht mehr so sehr als Wirtschaftsfaktor als mehr zur Naherholung, dem Wohnen am Wasser, dem Fischen und Angeln, dem Wandern zu Fuß und mit dem Rad und der »Schifffahrt« für den Paddler. Mit Anregungen zur naturnahen Nutzung durch die beiden letzten Gruppen endet das Buch mit Tourenvorschlägen für diese.

So wird auf 200 Seiten dem Laien, dem Naturfreund die Pfinz in ihrer Geschichte und Naturkunde vor Augen geführt und ihr Wandel von der Lebensader zum Naherholungsgebiet aufgezeigt; vielleicht wird auch dem Wasserfachmann einiges geboten. Ein lesenswertes Buch, das sicher Eingang in die Buchsammlung mancher Anwohner finden wird und ebenso in den örtlichen Bibliotheken zu stehen kommt.

Dr.-Ing Rolf Fuhlrott

4/2011
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