Durch das großherzogliche Edikt Karl Friedrichs wurden
die Juden am 13. Januar 1809 als Religionsgemeinschaft anerkannt.
Zum 200-jährigen Jubiläum erschien der Sammelband über »Jüdisches
Leben in Baden«, der die leidvolle Geschichte der Juden
in Baden thematisiert. Vom Mittelalter bis zur heutigen Situation
(u.a. wird die aktuelle konflikthafte Geschichte der jüdischen
Gemeinde in Emmendingen dargestellt) kommen 26 Autorinnen und
Autoren mit ihren Darstellungen im chronologisch angeordneten
Band zu Wort. Begleitet und illustriert wird das Buch vom Ausstellungsführer »Gleiche
Rechte für alle« (Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern,
2009,184 Seiten, 19,90 €, ISBN 978-3-7995-0826-1).
Der Bau von Synagogen in Baden und deren Zerstörung 1938,
die Anlage der jüdischen Friedhöfe und deren heutige
Pflege, das Schicksal engagierter jüdischer Frauen in Karlsruhe
und das exemplarische Beispiel einer badische Familie auf dem
Hintergrund ihres jüdischen Glaubens werden schlaglichtartig
beleuchtet.
Hatten sich schon 1968 Franz Hundsnurscher und Gerhard Taddey
mit der Geschichte aller jüdischen Gemeinden in Baden (Kohlhammer
Verlag, Stuttgart) beschäftigt, wird man durch die vorliegende
Art der wissenschaftlich-sachlichen Darstellung mit Einzelschicksalen
konfrontiert, die den Leser emotional berühren. Vom Haus
der Geschichte Baden-Württemberg ist der Sammelband »Untergang
und Neubeginn - Jüdische Gemeinden nach 1945 in Südwestdeutschland« herausgegeben
worden (Winter Verlag, Heidelberg, 2009, 204 Seiten, 15,00 €,
ISBN978-3-8253-5599-9). Der Band ergänzt die o. g. Darstellungen
vor allem um das Kapitel der gegenseitigen Befindlichkeiten nach
1945, »so zum Beispiel bei den ritualisierten Veranstaltungen,
mit denen in den Rathäusern der Städte der Nacht des
9. auf den 10. November 1938 gedacht wird ... Die Juden trauern,
während die Nichtjuden, die sich verpflichtet fühlen,
an solchen Gedenkveranstaltungen teilzunehmen, häufig den
Eindruck erwecken, als ob sie unter einem Phantomschmerz litten,
den zu definieren ihnen schwer fällt.« (S. 119).
Hubert Matt-Willmatt |