Rezensionen


Die Investiturprotokolle der Diözese Konstanz aus dem 16. Jahrhundert. Teil I und II bearbeitet von Franz Hundsnurseher, Redaktion Dagmar Kraus; Teil III. bearbeitet von Dagmar Kraus. Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg,
Reihe A Quellen; Band 48/1, 48/11 und 49. W. Kohlhammer Verlag 2008-2010.
1937 S, Bd. 1 und 2 je 45,-Euro, Bd. 3 60,- Euro.
ISBN 978-3-17-020795-0, 987-17.020796-7 und 978-3-17-020797-4.

Das archivalische Erbe des 1821 aufgelösten Bistums Konstanz wird zu einem Großteil im Erzbischöflichen Archiv Freiburg bewahrt und betreut. Der langjährige Leiter des Archivs, Dr. Franz Hundsnurscher (gest. am 18.11.2007), hat in akribischer Detailarbeit die im Original überlieferten Investiturprotokolle erfasst und in Form von Regesten systematisch für den Druck aufgearbeitet. Sein in 22 Leitzordnern hinterlassenes Schreibmaschinenmanuskript hat Frau Dagmar Kraus im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde redigiert und sodann mit der Erstellung eines gewaltigen Orts-, Personen und Sach-Registerbandes für die Forschung erschlossen. Die Bände schließen unmittelbar an die von Manfred Krebs in der Zeitschrift »Freiburger Diözesanarchiv« Bd. 66 ff., 1938 ff. edierten Investiturprotokolle der Diözese Konstanz aus dem 15. Jahrhundert.

Was für Informationen sind den Investiturprotokollen zu entnehmen? Es handelt sich um einen einzigartigen Quellenbestand, denn hier finden sich nahezu sämtliche Namen der Geistlichen der Diözese Konstanz, die auf eine Pfründe eingewiesen wurden oder durch Tod oder Verzicht daraus ausschieden, ferner die Beurlaubungen und Vertretungen, die Inhaber des Pfarrpatronats - und alles mit genauen Datierungen und mit der konkreten Bezeichnung der Pfründe. Damit enthalten die Protokolle zentrale Inhalte der in der Regel verlorenen Urkunden, die sich mit den entsprechenden Vorgängen befasst hatten.

Der hier in vorbildlicher Weise zugänglich gemachte Quellenbestand ist in vielfältiger Weise nutzbar: insbesondere für Fragen der Kirchen-, Frömmigkeits-, Rechts- und Sozialgeschichte, wie dies der Vorsitzende der Kommission für geschichtliche Landeskunde im Geleitwort deutlich macht. Ausführlich geht Dagmar Kraus in ihrer Einführung in das Werk (Bd. III, S. 1095-1133) auf die diversen Aspekte ein, die in der Publikation zum Tragen kommen.
Die Protokolle bieten Material für eine Fülle von biographischen und familiengeschichtlichen Forschungen. Vor allem aber erlauben sie eine Analyse des katholischen Klerikerstandes in der Zeit vor und nach der Reformation (u. a. in Bezug auf Herkunft und Bildungsstand der Geistlichen, aber auch hinsichtlich der Art der Pfründen oder die für die einzelnen Kirchen und Altäre bestehenden Patrozinien). Für orts- und regionalgeschichtliche Arbeiten wird das Werk künftig unverzichtbar sein.

Wolfgang Hug

2/2011
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