Rezensionen


Kurt Hochstuhl: Friedrich Hecker. Revolutionär und Demokrat
Kohlhammer Verlag Stuttgart 2011. 122 S., 17 Abbildungen ISBN 978-3-17-021626-6 € 18,90

Anlässlich des 200. Geburtstages von Friedrich Hecker hat es Kurt Hochstuhl in der Reihe Mensch - Zeit - Geschichte des Kohlhammer Verlags unternommen, neu zu klären, wer dieser Mann war, was machte und macht ihn so populär und was ließ ihn diesseits wie jenseits des Atlantiks zu einem einflussreichen Menschen werden? »Die Reise zur Entdeckung dieses vielseitigen, z.T. widersprüchlichen, häufig unbequemen Charakters< gehe - mindestens im übertragenen Sinne - nach 200 Jahren nach seiner Geburt nicht zu Ende« (S. 6). Eine vorläufige Antwort zur Bedeutung Heckers in seiner Zeit nimmt Hochstuhl schon im Vorwort vorweg. Einem Diktum von Joachim Fest folgend, interpretiert er historische Größe als die Fähigkeit »das Denken und Fühlen seiner Zeit zu bündeln« und »daraus allgemein gültige politische Verhaltens- und Handlungsstrategien zu ziehen« (S. 6). Diese Eigenschaften besaß Hecker nach Hochstuhl »in herausragender Weise«. Im Badischen Landtag beherrschte Hecker neben »einer klaren, allgemein verständlichen Sprache, rhetorische Kniffe, wusste seine Körpersprache einzusetzen.« Er besaß die Fähigkeit, »die Dinge auf den Punkt zu bringen« (S. 33). Anders wie die Autoren Lück und Freitag, die über Hecker geschrieben haben, sieht unser Autor Gustav Struve als Alter Ego Heckers, als »einen Bruder im Geiste« (S. 35). Struve vermittelte dem »Gefühlsradikalen das theoretische Rüstzeug« und half ihm, »das politische Gedankengebäude zu entwickeln und zu ordnen, in dem Hecker zukünftig operieren sollte.« (S. 35) Das Scheitern der »republikanischen Schilderhebung« in Kandern interpretiert Hochstuhl nur im Hinblick auf Heckers Karriere, nämlich dass er sich der Chance begeben hatte, sich weiterhin mit seinem Gewicht und seiner Stimme in den politischen Re- formprozess einzubringen« (S. 71). Autoren wie Freitag und Engehausen richten den Blick vor allem auf die Folgen für den Reformprozess (Engehausen S. 88, Freitag S. 124). Im Scheitern Heckers sieht Hochstuhl einen »romantischen Reiz«, »der das Scheitern bis heute umgibt«. Das Scheitern »gab seinem Kampf eine besondere Note und vollendete in gewisser Weise den Mythos, der seine Person umgab.« (S. 71) Hochstuhl sieht Hecker auch gefangen in diesem Mythos und selbst gewillt, ihm auch zu entsprechen« (S. 72). Das Weiterwirken des Hecker-Mythos sieht Hochstuhl darin, dass Hecker »in der revolutionären Arena Entwicklungen vorweggenommen hat, deren umfassende Wirkungen erst nach langen und leidvollen Umwegen in der demokratischen Staatsform zum Tragen kommen«, die die Geschicke unseres Landes bis 1989/90 prägten (S. 6).

Heinrich Hauß

3/2011
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