Rezensionen


 

Alfons Zettler und Thomas Zotz (Hrsg.): Die Burgen im mittelalterlichen Breisgau
II. Südlicher Teil, Halbband A-K, in der Reihe Archäologie und Geschichte, Freiburger Forschungen zum ersten Jahrtausend in Südwestdeutschland, Band 16, Ostfildern: Thorbecke, 2009. 430 Seiten mit 253 schwarz/weiß-Abbildungen. Leinen mit Schutzumschlag, 74 Euro ISBN 978-3-7995-7366-5


 

Es sieht aus wie ein Lexikon, es ist aufgebaut wie ein Lexikon und es ist mit 1,7 Kilogramm schwer wie ein Lexikon.

Im Breisgau, vom 11. bis 13. Jahrhundert Kernland der Zähringer und im späteren Mittelalter Schauplatz konkurrierender Adelsfamilien, gab es zahlreiche Burgen, die sich vom Rhein über die Niederung des Oberrheingrabens bis auf die Anhöhen des Schwarzwaldrands erstreckten. Die Autoren verfolgen das Ziel, im interdisziplinären Ansatz die vielfältige Überlieferung der baulichen Reste, der historischen Schriftquellen, der archäologischen Befunde sowie der Flurnamen für eine vollständige Erfassung der Burgen im mittelalterlichen Breisgau auszuwerten.

Der vorliegende dritte Band des auf vier Teile konzipierten Burgenbuchs widmet sich den Burgen und ehemaligen Burgplätzen im südlichen Breisgau, d. h. in den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald, Lörrach und Waldshut-Tiengen sowie dem rechtsrheinischen Teil des Schweizer Kantons Basel-Stadt. Enthalten sind die Orte mit den Anfangsbuchstaben A bis K; die Orte von L bis Z werden im vierten Teilband veröffentlicht werden, der in Vorbereitung ist. Letzterer wird eine Karte der aufgenommenen Burgen und Burgstellen für den südlichen Breisgau, sowie ein Orts-, Personen- und Sachregister für die Teilbände 3 und 4 enthalten.

Im Lexikon erscheinen die Burgen stets unter dem Ort, auf dessen Gemarkung sie liegen. Unter »Orte« werden die historisch gewachsenen Siedlungen verstanden, die derzeit bestehen und in der aktuellen Verwaltungsgliederung Gemeinden oder Ortsteile bilden. Sie sind in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt.

Die übergeordnete politische Gemeinde und der Kreis sind in Klammern angegeben. Für die Kreise stehen die Kürzel der aktuellen KFZ-Kennzeichen.

Innerhalb der Katalog-Artikel wurde jeweils die folgende Gliederung eingehalten: Nach der Ortsangabe (wie oben erläutert) folgt der Abschnitt »Beschreibung«. Er gilt den historisch-topographischen, baulichen und archäologischen Grundlagen und Gegebenheiten. Falls noch Bauten oder Ruinen erhalten sind, enthält er eine Baubeschreibung. Den Abschluss der Beschreibung bilden Angaben zum Kartenwerk, auf dem die Burgstelle verzeichnet ist (Topographische Karte 1:25000 und Deutsche Grundkarte 1:5000). Der Abschnitt »Geschichte« bietet eine landesgeschichtliche Einordnung der Burg oder Burgstelle. Es folgen die Literaturangaben. Der Autorenname schließt den Artikel ab.

Was sind die Vorzüge eines Buches, das Aussichten hat, für viele Jahrzehnte sich in dieser Sparte das Prädikat »Standardwerk« zu verdienen? Es muss nahezu alles umfassen, klar gegliedert und systematisch strukturiert sein, dabei Wichtiges vertiefen und Nebensächliches bestenfalls streifen, illustriert und auch für den Laien leicht verständlich sein.

Alle diese Punkte haben die 27 Autoren auf insgesamt 430 Seiten in 54 Beiträgen (Gemeinden) festgehalten. Sie haben eine filigrane und äußerst wertvolle historische Arbeit vorgelegt, die das Thema nicht aus dem Auge verliert.

Vielen anderen historischen Themen ist eine vergleichbare Aufarbeitung in dieser qualitativen Aufmachung zu wünschen. Der Leser hat am Ende dieser 430 Seiten einen ausgezeichneten Überblick über die Burgen im südlichen Breisgau, sowohl der noch bestehenden und sichtbaren Anlagen, als auch der abgegangenen Burgen und Burgstellen. Das handliche Buch, das Maßstäbe setzt, kann den mit Fragen zur Burgengeschichte im Breisgau und allen in diesem Bereich historisch Interessierten uneingeschränkt empfohlen werden. Die vier Bände werden ihren Wert und Platz behalten: als fundierte und informative Bilanz über die Burgen im mittelalterlichen Breisgau. So bleibt dem Buch zu wünschen, dass es breites Interesse weckt und der Forschung neue Impulse gibt. Einzig »abschreckend« könnte der Verkaufspreis sein.

Elmar Vogt

1/2011
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