Rezensionen

 

Berschin, Walter: Mittellateinische Studien. Mattes- Verlag, Heidelberg, 1. Aufl. 2005, 456 Seiten, 31 schwarz-weiß Abbildungen, ISBN 3-930978-75-X, 75,00 Euro

Dieser 456 Seiten umfassende Band enthält 38 Studien des Heidelberger Mediävisten Walter Berschin, dabei 33 Aufsätze, die sachlich oder methodisch neue Ergebnisse vermitteln. Berschin hat dieses Buch "allen Freunden der ,Vatersprache' Latein und unmittelbar erfahrbarer europäischer Geschichte" gewidmet.

Berschin erinnert an Ernst Robert Curtius und sein Werk "Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter", 1948 in Bern erschienen. Curtius stellte die lateinische Literatur des Mittelalters in den Zusammenhang der europäischen Literatur und erreichte so ein großes Publikum für sein Anliegen, sein Buch wurde zur "Bibel der Mittellateiner". Berschin setzte dagegen seine eigene persönliche Erfahrung - 1948: "Das Familienproblem waren nicht Buchneuerscheinungen des Jahres 1948, sondern die Frage der Mutter, ob man die Kinder im Sommer 1948 nochmals barfuß ins Gymnasium schicken könnte, oder ob man von den 40 DM ,Kopfgeld', die man am 20. VI. 1948 in einem von Amerikanern schwer bewachten Gasthaus (in Augsburg) abholen durfte, Schuhe kaufen müsse …".

Walter Berschin hat nun mit diesen Studien, 2005 vorgelegt, die Beziehung, den Zusammenhang wieder klargestellt. Die "Bibliographie W. Berschin" (S. 433-456) belegt eindrucksvoll, wie groß seine Verdienste um die Rückgewinnung mittellateinischer Literatur sind. Jedes der 38 Kapitel enthält Glanzpunkte, zeigt souveräne Meisterschaft. Sie berechtigt Berschin auch zu saftiger Kritik an manchen Kollegen; denn "weniger selbstverständlich sind in der Mediävistik Kenntnisse der (alten) Sprachen und Wille oder Fähigkeit, sich in den Stil eines Autors einzuarbeiten. Das verführt manche Editoren dazu, handschriftlich breit dokumentierten Nonsens zu drucken, ohne sich zu fragen, ob solcherlei möglich und dem Autor zuzutrauen wäre …". Viele Themen dieses Buches sind auch regionalgeschichtlich besonders wichtig: Gallus, St. Gallen, Reichenau, auch die "topoi paralleloi" am Beispiel von St. Peter und St. Märgen. Walter Berschin ist hier ein großer Wurf gelungen, ein wissenschaftliches Meisterstück.

Adolf Schmid

4/2005
   

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