Rezensionen

Stefan Pätzold (Hrsg): Neues aus Pforzheims Mittelalter. Materialien zur Stadtgeschichte, Band 19. Hrsg. Stadtarchiv Pforzheim. verlag regionalkultur Ubstadt-Weiher 2004, 208 S., 44 Abb., 18,90 €

Anstelle eines Vorworts charakterisiert S. Pätzold als Herausgeber die Erforschung der mittelalterlichen Geschichte Pforzheims, die bis vor ca. zwanzig Jahren ein unbearbeitetes Feld war, obwohl es an Literatur nicht mangelt, freilich modernen geschichtswissenschaftlichen Ansprüchen nicht genügend. Erst ab der 80er Jahre erschienen zahlreiche Beiträge, und das vorliegende Buch summiert die Vorträge, angereichert mit sehr ausführlichen Anmerkungen, die auf der Tagung „Pforzheim im Mittelalter – Alte Fragen und neue Antworten“ gehalten wurden. Pätzold selbst schildert unter dem Titel „Für Kommerz, Kommune und Kirche“ anschaulich das Leben von Pforzheims Oberschicht. Da die Quellenlage für die Stadt begrenzt ist, bieten gerade die Stiftungsurkunden, Stifterbilder, Inschriften auf Grabsteinen einige Informationen über diese wirtschaftliche wie politische, religiös wie kulturell einflußreiche Gruppe, die freilich nur einen begrenzten Einblick in die Mentalität der mittelalterlichen Menschen erlauben. Das Leben in den Pfarrgemeinden St. Martin und St. Michael kann der gleiche Autor schon farbiger gestalten. In seinem Aufsatz „Von der Pfarre wegen zu Pforzheim“ wird die Bedeutung der Pfarrgemeinden für die Lebenswirklichkeiten im Spätmittelalter deutlich.

Hansmartin Schwarzmaier verleiht wie in vielen seiner Publikationen auch einem trockenen Stoff wie die Lage Pforzheims, die Reiserouten der Fürsten, dem Einfluss des Klosters Hirsau und anderen Facetten im Beitrag „Pforzheim in der Salier- und frühen Stauferzeit“ einen eigenen Reiz.

Zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Heilig-Geist-Spitals trägt unter dem Titel „Benannt, gegeben und gemacht zu einem Spital armen und elenden Siechen“ Sven Rabeler bei. Rainer Kunze schildert den burgenkundlichen Mikrokosmos „Zwischen Pforzheim und Vaihingen“ und Mathias Köhler schließt mit einer kunsthistorischen Analyse eines bisher nicht gewürdigten, hochrangigen Werks wie dem „Altarkreuz der Pforzheimer Auferstehungskirche“. Insgesamt ein anspruchsvoller Band, der den kundigen Mediävisten interessiert und für den wissenschaftlichen Rang des Pforzheimer Stadtarchivs spricht.

Leonhard Müller

3/2005
   

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