Borst,
Otto: Geschichte Baden-Württembergs. Theiss-Verlag, Stuttgart,
1. Aufl. 2004. 440 S., ISBN 3-8062-1730-0, 24,90 €.
Das
neueste Werk zur „Geschichte Baden-Würt-tembergs“ stammt
aus dem Theiss-Verlag, der Autor: Otto Borst, 2001 verstorben.
Franz Quarthal und seine Frau Susanne haben das „Lesebuch“
bearbeitet und 2004 herausgegeben. Der badische Leser übersieht
beim „Altmeister schwäbischer Geschichtsbetrachtung“ großzügig
manche Feststellung, die nur aus einem „zutiefst württembergischen
Geschichtsdenken“ herrühren kann (so Quarthal im Verständnis
heischenden Vorwort). Dass auch Franken in diesem südwestdeutschen
Raum leben, wird vom Historiker „großzügig ignoriert“ (Quarthal).
Und „Badisches erschien in dieser württemberg-geprägten
Perspektive Borsts eher am Rande … Noch ferner als Baden
waren ihm (Borst) die kurpfälzischen Traditionen des neuen
Bundeslandes“ (Quarthal).
Es sind große Zweifel angebracht, ob dieser Beitrag mehr
Identität im neuen Bundesland stiften kann.
Quarthals Schlussbilanz: „Hier lese man das Plädoyer eines
Baden-Württembergers, der seine altwürttembergische Herkunft
nicht verleugnen kann und nicht verleugnen will, der ein
politisch und historisch stark ponderiertes Geschichtsbild
hat, der aber auch anderen Respektiven einen gleichgewichtigen
Rang einräumt“. Noch deutlicher kann man sich eigentlich
in wenigen Sätzen selbst nicht widersprechen. In über 400
Seiten Borst-Text steht viel Lesenswertes, gemischt mit
Erstaunlichem. Gottlieb Daimler wird z. B. genannt als einer
„für Hunderte anderer aus dem Südwesten“, Carl Benz wird
erst in einer Zeittafel am Buchende erwähnt, aber „natürlich“
als zweiter Sieger. Oder: Der aus Freiburg stammende Reichskanzler
Joseph Wirth wird mit einem (!) Nebensatz präsentiert: „der
am 9. Juni 1922 im Konzertsaal der Stuttgarter Liederhalle
sprach“ – kein Wort von den fatalen Versailles-Folgen für
Baden. Und wir registrieren viele solche Details.
Fazit:
Hier wird ein schwäbisches Erbauungsbuch angeboten, aber
keine brauchbare „Geschichte Baden-Württembergs“.
Adolf
Schmid
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