Andre
Paul Weber: Le Pelican. Testament de Leon IX. Editions Roland
Hirle, Strasbourg 2001.
Man
nannte die Grafen von Egisheim auch die "Grafen vom Elsass",
mit vielen Besitztümern im ganzen Land. Sie gründeten seit
dem Ende des 10. Jahrhunderts Klöster, bauten Kirchen und
Burgen, auch die alte "Hochkönigsburg". Einer der Söhne
des Grafenpaares Hugo und Heilwig, Bruno, wurde im Winzerdorf
Egisheim südlich von Colmar am 21. Juni 1002 geboren. 1000
Jahre später gestaltete das ganze Elsaß sein Jubiläum zu
einem großartigen Landesfest. Denn Bruno von Dagsburg -
Egisheim wurde auf dem Reichstag von Worms 1048 von Kaiser
Heinrich III. zum Papst ernannt, am 12. Februar 1049 in
der Lateranbasilika investiert. Er wurde nicht nur ein "Elsässerpapst",
er wurde vor allem Papst des ganzen Rheinlandes, als Seelsorger
eine Symbolfigur für den Oberrhein. So kamen zum Geburtstagsjubiläum
natürlich auch die Bischöfe von Straßburg, Metz, Basel und
Freiburg. Alles war auf den großen Elsässer ausgerichtet:
Gottesdienste, Fest-Flaschen mit Leo-Prägung und Millenniums-Etikett,
T-Shirts, Theater und Lichtspektakel, Menüs mit "Sauce Leo
IX." Natürlich gab es auch viele neue Bücher. Vielleicht
das wichtigste von Andre Weber. Marie-Leonce Ling sagte
als Vorsitzende des Millenniums-Verein: "Es ist für uns
ein religiöses, kulturelles, soziales und auch ein wirtschaftliches
Ereignis".
Kein Zweifel: das Elsaß spielte damals eine außergewöhnliche
politische Rolle, nicht zuletzt dank der Grafen von Egisheim.
Bruno wurde mit 24 Jahren Bischof in Toul, war polyglott,
gelehrt -und flexibel. Allein im Jahr nach seiner Wahl zum
Papst war er 3000 km unterwegs, zu Pferd. Im Elsaß weihte
er viele Kirchen ein, auch die Oktogonkirche in Ottmarsheim.
Er kämpfte leidenschaftlich gegen die Gewohnheit, dass kirchlich-religiöse
Ämter gekauft werden konnten. Er wusste: Die Kirche mus-ste
reformiert werden. Erst Gregor VII. riskierte freilich den
Streit, den Bruch. Leo wollte vor allem ein Mann des Friedens
sein ...
Andre Weber verfolgt sorgenvoll die weitere Entwicklung
der christlichen Welt, das "Schisma" zwischen Orient und
Okzident, formuliert dabei viele Hoffnungen auf neue Einsicht
des Christentums. Es müssten Wunder geschehen, sagt Andre
Weber. Wunder - wie der Fall der Berliner Mauer, die neue
Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland.
Adolf
Schmid
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