Peter
F. Tschudin: Grundzüge der Papiergeschichte. Bibliothek
des Buchwesens, Band 12. Herausgegeben von Professor Dr.
Stephan Fussel, Mainz. Stuttgart: Hiersemann 2002. XII +
372 Seiten mit 97 teils farbigen Abbildungen, 37 Tabellen
und 416 Wasserzeichen-Abbildungen. ISBN 3-7772-0208-8. Gebunden,149
€
Es gibt
Bücher, die sich dadurch unentbehrlich machen, dass sie
einen ganzen Bereich innerhalb eines (Kultur-)Gebiets aufschließen:
Handbücher. Hierzu gehört auch der jüngst erschienene Titel
"Grundzüge der Papiergeschichte", verfaßt von Peter F. Tschudin,
den man in der "Fachwelt der Papiergeschichte" nicht mehr
vorstellen muß. Diese Besprechung erfolgt (auch) in Anlehnung
an den Beitrag "600 Jahre Papierherstellung in Deutschland"
in dieser Schriftenreihe, Band 2/1991, Seite 137 bis 151.
Wer sich für papierhistorische Fragen interessierte, war
bisher auf kurze, zusammenfassende Werke oder die nur schwer
überschaubare, weit verstreute Fülle der papierhistorischen
Spezialliteratur angewiesen, die außerdem vorzugsweise die
Mühlen- und Wasserzeichenkunde betraf. Während bis noch
vor kurzer Zeit die Papiergeschichte als Teil der historischen
Hilfswissenschaften, im besonderen der Buch- und Manuskriptforschung
betrachtet werden konnte, hat sich ihr Gebiet in den vergangenen
zwei Jahrzehnten derart erweitert, dass heute von einem
eigenständigen Wissenschaftszweig gesprochen werden muß.$Die
Geschichte des Papiers als Fragestellung des Historikers,
der sich mit Dokumenten und Büchern befaßt, ist sehr alt.
Ersetzt man das Wort "Papier" durch "Schriftträger", so
findet man erste Ansätze zu entsprechender Frage und Antwort
im klassischen Altertum. Papier ist für Historiker aller
Fachrichtungen noch immer eines der häufigsten und wichtigsten
Materialien, deren Untersuchung ausgezeichnete Voraussetzungen
für datierende und inhaltliche Interpretationen bietet.
Erstmals finden sich in dieser Suchausgabe die vielfältigen
Fragestellungen, Untersuchungsmethoden, historischen Entwicklungen
und Forschungsergebnisse der weltweiten Papiergeschichte
in einer präzisen Übersicht vereint.
Der Autor Peter F. Tschudin nimmt vor allem auch Bezug auf
die Aspekte der Technik-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte.$Besonders
spannend und erwähnenswert erscheint das Kapitel "Wasserzeichen;
Fabrik- und Handelsmarken" (S. 196).
Peter F. Tschudin, ein seit vielen Jahren ausgewiesener
Kenner dieses Themas, hat eine Vielzahl von Informationen
zu einem eindrucksvollen (Hand-) Buch zusammengetragen.
In leichtverständlicher Sprache und Darstellung führt der
Verfasser in die Thematik der Papiergeschichte ein.$Ein
wertvolles Buch ist hier entstanden, das die Quellen greifbar
macht, Wissen präzisiert und neue Fragen beantwortet. Das
vorliegende Buch wird seinen Wert und Platz behalten: als
fundierte und informative Bilanz über die Papiergeschichte
und damit auch der Technik- und Sozialgeschichte. Einzig
"abschreckend" ist der Verkaufspreis.
Elmar
Vogt
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