Vom Entwurf zum Modell

 
 

Vom Entwurf zum Modell
Lehrbücher der europäischen Architektur von der Renaissance bis zum Klassizismus
Eine Ausstellung in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart
in Zusammenarbeit mit dem Institut für Darstellen und Gestalten (IDG), Fakultät Architektur und Stadtplanung, Universität Stuttgart und der SkulpturHalle Basel (Antikenmuseum)

20. Februar bis 19. April 2008
Württembergische Landesbibliothek Stuttgart

 

Seit der klassischen Antike sind unsere Sehweisen und Gestaltungsprinzipien von Lehrbüchern und Traktaten der Architekturtheorie geprägt. Als gedruckte Medien zur Vermittlung antiker Kunstnormen und ästhetischer Prinzipien beeinflussen diese Bücher bis heute unsere visuelle Wahrnehmung und sind ein bedeutender Teil des europäischen Kulturguts.

Architekturtraktate der Neuzeit bilden eine eigenständige, europaweit relativ homogene Gattung, welche die fortwährende Auseinandersetzung mit Vitruvs Lehrbuch "De Architectura" (um 30 v.Chr.) widerspiegelt.

Vitruv (um 85-20 v. Chr.) wurde mit der für die Renaissance typischen Rückbesinnung auf die Antike zu einer der Grundlagen des neuzeitlichen architektonischen Diskurses, der in unterschiedlichen Interpretationen bis heute andauert. Die Anfänge des sog. Vitruvianismus wurden dabei durch die Neubearbeitung Vitruvs durch den Florentiner Humanisten Leon Battista Alberti ermöglicht.

Keine Abhandlung über Malerei oder Skulptur hat im 15./16. Jh. in Italien annähernd diese Auflagenstärke erreicht und ist in ihrer Bedeutung den Traktaten von Sebastiano Serlio, Giacomo Barozzi da Vignola, Andrea Palladio oder Vincenzo Scamozzi gleichzustellen. Die barocken Architekten wie Guarino Guarini, Andrea Pozzo oder Johann Bernhard Fischer von Erlach ließen sich durch die wiederentdeckte Baukunst der Antike zu Höchstleistungen anspornen.

Architekturlehrbücher zeigen oft großformatige Abbildungen, die das Studium der Architektur und die Lehre im Handwerk entscheidend beeinflusst haben. Mit der Gründung der Académie Royale d'Architecture 1671 in Paris wurde eine verbindliche Architekturlehre entwickelt, die fortan ganz Europa beeinflusste und eine Debatte über eine zeitgemäße Neuinterpretation der antiken Baumeister entzündete. Claude Perrault und François Blondel waren die Protagonisten, die mit ihren Nachfolgern Jean-Louis de Cordemoy und Marc-Antoine Laugier sowie den Revolutionsarchitekten und Jean Nicolas Durand zur Loslösung vom Vitruvianismus beitrugen. In Deutschland haben Gottfried Semper, Karl Friedrich Schinkel und Friedrich Weinbrenner entscheidend zu einer veränderten Formensprache für neue Bauaufgaben beigetragen.

In der Württembergischen Landesbibliothek werden ausgewählte Traktate und Lehrbücher als Vorlagewerke und deren dreidimensionale Umsetzung in Architekturmodelle gezeigt.
Die Ausstellung entwickelte sich in einem mehrjährigen Projekt von Heidelberger Studierenden der Kunstgeschichte, betreut von Frau Dr. Elke Seibert, Institut für Europäische Kunstgeschichte (IEK), und Architekturstudenten der Universität Stuttgart, betreut von Prof. Dr. Erwin Herzberger, Institut für Darstellen und Gestalten (IDG). Die Modelle sind entstanden aus der Zusammenarbeit von Studentengruppen aus beiden Studienbereichen und zeigen Interpretationen und Rekonstruktionen aus Abbildungen der Traktate. Neben der räumlichen Visualisierung wurde angestrebt, die gestalterische Idee des Entwurfs ins Modell zu übersetzen. Ergänzt und vertieft wird dieser didaktische Ansatz durch Modellfotografien aus der Fotowerkstatt des IDG.

Kuratoren der Ausstellung und Lehrveranstaltungen:
Dr. Elke Seibert, Kunsthistorikerin (Basel / Heidelberg)
Prof. Dr.-Ing. Erwin Herzberger, Institut für Darstellen und Gestalten (IDG), Fakultät Architektur und Stadtplanung, Universität Stuttgart mit Martin Hechinger, Modellbauwerkstatt am IDG, Jochen Heyer und Boris Miklautsch, Fotowerkstatt am IDG

Beteiligte Studierende
Heidelberg: Verena Fabrizi, Vanessa Funk, Aylin Genc, Christine Follmann, Sirit Gossel, Gesine Henze, Johanna Kreis, Sabine Neumann, Thomas Steinruck, Katharina Weiler
Stuttgart: Michael Bader, Verena Czech, Thomas Hobst, Sylvia Klews


Technische Leitung:
Dr. Vera Trost, Württembergische Landesbibliothek Stuttgart

20. Februar bis 19. April 2008
Württembergische Landesbibliothek Stuttgart
Konrad-Adenauer-Straße 8. 70173 Stuttgart
Telefon: 0711 / 212-4424
E-Mail: direktion@wlb-stuttgart.de
www.wlb-stuttgart.de
Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag 8 - 20 Uhr
Samstag 9 - 13 Uhr
An Sonn- und Feiertagen sowie am Samstag, dem 22. März geschlossen
2009 wird die Ausstellung in der SkulpturHalle Basel (Antikenmuseum) gezeigt.

Foto unten: Modell der Villa Almerico Capro /La Rotonda (A. Palladio, 1566, Vicenza). Foto Hans-Joachim Heyer + Boris Miklautsch

  Text: Dr. Vera Trost, WLB. Biler © WLB

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siehe auch:

Villa Rotonda

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