Vergangenheit...
Das Heidelberger Schloss - oder sollte man besser sagen
die Heidelberger Schlossruine? - steht seit fast 200 Jahren
auf dem Tourenplan von Reisenden aus nah und fern. Doch
wie kam es, dass das Schloss zur Ruine wurde und es vor
allem bis heute blieb?
Nach den Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg, im Pfalzischen
Erbfolgekrieg und durch den Blitzeinschlag von 1764 wurde
um 1800 die Schlossruine als romantischer Ort neu entdeckt.
Doch schon bald gab es Aufrufe, das zerstörte Schloss wieder
aufzubauen. Aber ebenso erhoben sich Stimmen, den Ruinenzustand
zu belassen. Das Bauwerk wurde zum Nationalheiligtum verklärt,
stand für militärische Demütigung und wurde zugleich Symbol
für den nationalen Aufbruch. Mit diesen Bedeutungsinhalten
ließen sich sowohl die Bewahrung der Ruine als auch die
Wiederherstellung rechtfertigen. Als 186l der Bau eines
Eisenbahntunnels Risse in den Schlossbauten verursachte,
schien die Stunde des Wiederaufbaus gekommen.
Ausstellung
im Ottheinrichsbau
16. April - 17. Juli 2005
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Erste
Kommissionen tagten, um zu klären, ob das Schloss ernstlich
gefährdet sei und ob Maßnahmen zu dessen Rettung ergriffen
werden müssten. Jedoch fehlten die sachlichen Grundlagen
für Entscheidungen. Diese sollten durch eine gründliche
Bauaufnahme des ganzen Schlosses geschaffen werden. Hierfür
wurde ein "Schlossbaubureau" unter Leitung der Architekten
Julius Koch und Fritz Seitz eingerichtet.
Auf Basis der Untersuchungsergebnisse stellte man in den
1890er Jahren eine geregelte Entwässerung her und entfernte
die zerstörende Vegetation. Es wurde aber auch beschlossen,
die Fassade des Friedrichsbaus zu restaurieren und das Innere
neu auszubauen. Der Karlsruher Architekturprofessor Carl
Schäfer führte diese Arbeiten aus. Als er in einem zweiten
Planungsschritt die Wiederherstellung des Ottheinrichsbaus
projektierte, geriet die Fachwelt des gesamten Deutschen
Reiches in Aufruhr. Der Heidelberger Schlossstreit war entbrannt.
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