Kurpfälzisches Museum Heidelberg
Die Sammlungen

Das Tafelsilber der Kurfürstin Elisabeth Augusta

Tafelsilber der Kurfürstin Elisabeth Augusta von der Pfalz und Bayern in Heidelberg

Die bedeutendste Neuerwerbung der vergangenen Jahre im Kurpfälzischen Museum der Stadt Heidelberg

72-teilig, mehr als 60 Kilogramm schwer und als geschlossenes Ensemble einzigartig - das sind die ersten Angaben zum kurfürstlichen Tafelsilber aus dem 18. Jahrhundert. Am Montag, 22. Juli, präsentierten Oberbürgermeisterin Beate Weber, Museumsleiter Dr. Frieder Hepp und die Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder, Prof. Dr. Karin von Welck, der Presse erstmalig den bedeutenden Museums-Ankauf im Kurpfäl-zischen Museum. Ab Dienstag konnte auch die allgemeine Öffentlichkeit das Tafelsilber im Museum bewundern können. .

Nur mit vereinten Kräften gelang der Ankauf: Eine Gruppe von Unternehmen aus der Kurpfalz, der Freundeskreis des Kurpfälzischen Museums, Privatpersonen, die Stadt Heidelberg und die Kulturstiftung der Länder brachten mehr als eine Million Euro für den Erwerb dieses einzigartigen Kulturguts zusammen und bewahrten das Tafelsilber so vor seiner Auflösung in Einzelstücke.

Das Silberservice der Kurfürstin Elisabeth Augusta von der Pfalz und Bayern (1721-1794) ist das einzige Rokokoservice aus pfälzisch-wittelsbachischem Besitz in ganz Deutschland. Gearbeitet von Straßburger Meistern nach den Angaben der pfälzischen Architekten Verschaffelt und Pigage stellt es das am vollständigsten erhaltene Tafelsil-ber des 18. Jahrhunderts dar. Aufgrund der Initialen EA kann es eindeutig der Kur-fürstin Elisabeth Augusta von der Pfalz zugeordnet werden. Mehrere unabhängige Gutachter haben dies bestätigt. Ein zweites vollständiges Tafelsilber Straßburger Provenienz aus dem 18. Jahrhundert ist sonst nicht erhalten.

Das silberne Tafelservice war festlicher Höhepunkt der prunkvollen Hofhaltung der Kurfürstin im Oggersheimer Schloss, die dort nach der zunehmenden Entfremdung von ihrem Gemahl Carl Theodor residierte und mit ihrem Hofstaat sogar die Pracht-entfaltung der Schwetzinger Sommerresidenz in den Schatten stellte. Wie aus zeitge-nössischen Berichten hervorgeht, bildete es den glanzvollen Rahmen jedes Galadiners und ist in einem Inventar von 1769 genau beschrieben.

Anders als die meisten fürstlichen Service des 18. Jahrhunderts - wie auch das ihres Gatten - wurde das Tafelsilber der Kurfürstin weder zerstückelt noch in der Münze eingeschmolzen, um den Kampf gegen die Franzosen unter Napoleon finanzieren zu können. Es gelangte auf dem Erbweg an die Pfalzgrafen von Birkenfeld, die nachmaligen Herzöge in Bayern. So dürfte auch Sissy (Herzogin Elisabeth in Bayern) von diesem Service gegessen haben. Nach der Revolution 1918 blieb es wittelsbachisches Familiengut und wurde 1925 verkauft. Die Erben der damaligen Käuferin brachten es im letzten Jahr in den Kunsthandel. Dem Heidelberger Sachverständigen in Sachen Kunsthandwerk, Dr. Carl Ludwig Fuchs vom Kurpfälzischen Museum, gelang die eindeutige Zuordnung zur Kurfürstin Elisabeth Augusta und die Sicherung dieses Schatzes für das Kurpfälzische Museum - „wo das Service schließlich hingehört", so die einhellige Meinung aller Beteiligten.

Oberbürgermeisterin Beate Weber verwies auf den Beschluss des Heidelberger Gemeinderats, mit der Bereitsstellung eines Teils der Mittel zu diesem umfangreichsten Ankauf für das Museum seit dem Isenheimer Altar beigetragen zu haben.

Die dauerhafte Präsentation des Silberservices im Kurpfälzischen Museum, dessen Prunkstück eine Rosenwasserkanne mit Becken bildet, wird flankiert von den Pfälzer Staatsporträts, der einzigartigen Porzellansammlung der Manufaktur Frankenthal, die sich bereits im Kurpfälzischen Museum befindet, und den persönlichen Gebrauchsge-genständen der Kurfürstin. Nicht zuletzt in Hinblick auf die 200-jährige Wiederkehr der Auflösung der Kurpfalz im Jahre 2003 bedeutet dieser Ankauf einen enormen Prestigezuwachs für das Kurpfälzische Museum der Stadt Heidelberg und damit auch eine bedeutende Stärkung der Kulturregion Rhein-Neckar.

Das Service wird bis zum 9. September, den Tag des Offenen Denkmals, im Kurpfälzischen Museum zu sehen sein, dann erst wieder im neu hergerichteten Baden-Saal (der dann aber nicht mehr so heißen wird).


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