Kunstwerk des Monats
April 2011

Grabstein des Johannes,
Sohn des Gottfried, gestorben am 2. August 1314

 

Die älteste, aus dem Heidelberger Stadtgebiet stammende Grabplatte, möglicherweise eine der frühesten Kindergrabplatten Baden- Württembergs überhaupt, ist der Grabstein des Johannes, Sohn des Gottfried, der, wie die lateinische Inschrift besagt, am 2. August im Jahr des Herrn 1314 verstarb. Die Platte aus rotem Sandstein hat eine umlaufende gotische Majuskel, die den ersten Hinweis auf eine Heidelberger Bürgerfamilie liefert, welche urkundlich bislang nicht nachweisbar ist. Besonders auffällig an der Grabplatte ist eine fein ausgearbeitete Rose unter zwei angedeuteten gotischen Spitzbögen im Zentrum des Steins, wozu bislang keine vergleichbaren Darstellungen bekannt sind.

Dieser einzigartige Rosettenschmuck wäre dem Grabstein beinahe zum Verhängnis geworden. Denn nachdem man ihn zusammen mit anderen Steindenkmälern aus dem Bereich des Kreuzgangs des ehemaligen Augustinerklosters, dem heutigen Universitätsplatz, anno 1912 ausgegraben und lange Jahre in der sogenannten „Trinkstube“, im Keller des Restaurants Kurpfälzisches Museum, aufbewahrt hatte, verbrachte man ihn in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu wissenschaftlichen Untersuchungszwecken, nicht zuletzt wegen der besseren Lesbarkeit und der Anfertigung von Fotos bei Tageslicht, in den Museumsgarten.

Dort erregte der Stein die Aufmerksamkeit eines interessierten, aber nicht autorisierten „Denkmalpflegers“ aus Mainz, der in der Rose ein Geheimzeichen des untergegangenen Templerordens zu erkennen glaubte und das Kulturgut unter den Augen seiner Hüter in die Privatbibliothek seines Hauses nach Mainz „in Sicherheit“ brachte. Bei einer Fernsehsendung 1995, in der der „Schatzsucher“ in seinem Haus interviewt wurde, geriet auch der Stein ins Bild. Stadt und Museum setzten daraufhn alle Hebel in Bewgung, um den Stein an seinen angestammten Ort zurckzubringen. Seit 1998 ergänzt er wieder im Museum das Ensemble bemerkenswerter Steinzeugnisse aus der Geschichte Heidelbergs.

Bild: Museum (E. Kemmet)

 

Text (& Textbasis): kmh

 
Die Umschrift:
ANNO . DNI / M . CCC . XIIII .Ø IOHES FI / LIUS . GOT / FRID [……] IIII . N . AUG

 

Platte aus rotem Sandstein, H 113 cm, B 54, Buchstaben 6 cm, Inv. Nr. PIG 86, ausgegraben 1912
im Bereich des Kreuzgangs des ehemaligen Augustinerklosters

siehe auch:

Sammlungblatt als pdf beim KMH

 
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