Kunstwerk des Monats
August 2007

Steinzeit in Neuenheim - Die "Große Grube" der Rössener Kultur

 

Die Aufgabe zahlreicher, zuvor 200 Jahre und länger besiedelter Wohnplätze zu Beginn des 5. vorchristlichen Jahrtausends markiert das Ende des Altneolithikums. Es bilden sich nun neue Kulturen, die in direkter Fortsetzung altneolithischer Traditionen stehen, doch in Siedlungsraum, Hausbau, Keramik und Bestattungssitten ganz neue Wege gehen. Nach der Hinkelstein- und der Großgartacher Kultur ist die Rössener Kultur die jüngste dieser mittelneolithischen Kulturen und datiert 4600 - 4400 v. Chr..

Keine weitere Epoche der Jungsteinzeit zeichnet sich durch derart vielfältige und abwechslungsreiche Keramikdekors aus. Da die Töpferscheibe noch unbekannt war, wurden die Gefäße aus einem gemagerten Tonklumpen oder durch Aufbau mehrerer Tonwülste mit den Händen freigeformt. Der Brand erfolgte als offener Feldbrand, wobei über den Gefäßen mit aufgeschichtetem Stroh oder Holz eine Art Meiler gebaut wurde. Durch die wechselnde Luftzufuhr erhielten die Gefäße eine unterschiedliche Färbung, die von hellgelb bis schwarz reichen kann.

Im Januar des Jahres 1902 konnte Karl Pfaff, Professor am damaligen Großen Gymnasium der Stadt Heidelberg, bei der Anlage des Neuen Friedhofes zwei Gruben der Rössener Kultur ausgraben, von denen die größere als "Pfaff's Große Grube" weit über die Region hinaus zu Berühmtheit gelangte. Die Fundstelle liegt in Neuenheim, wo während der gesamten Jungsteinzeit die Menschen die fruchtbaren Löß- und Schwarzerdeböden des Neckarmündungsgebietes als Ackerflächen nutzten. Auf dem Gelände des damaligen Neuen Friedhofes befindet sich heute der Heidelberger Zoo und auf der Fundstelle der Pfaff'schen Grube steht nun die Zookasse. Die "Große Grube" hatte einen Durchmesser von 12 x 14 Meter und war noch 3,8 Meter tief. Angelegt wurde sie ursprünglich als Lehmentnahmegrube. Der Lehm diente beim Bau mehrerer der charakteristischen Langhäuser zum Verfugen der Wände und zur Anlage der Fußböden. Später wurde die Grube als zentrale Mülldeponie des Dorfes genutzt. Es fanden sich hier die Reste von über 900 Gefäßen, zahlreiche Tierknochen, Gerätschaften aus Bein und Geweih, Feuersteine und Muschelschalen.

Renate Ludwig

 

 

 

Kugelbecher und -töpfe mit flächendeckenden, weiß inkrustierten Dekoren
Ton mit weißer Farbpaste
5. Jahrtausend v. Chr.

 
 
siehe auch:

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