Erinnerungsstätte Matthias Erzberger


 
Haus der Geschichte Baden-Württemberg erinnert an den Zentrumspolitiker Matthias Erzberger mit einer Ausstellung

Erzberger: Seine Unterschrift beendete den Ersten Weltkrieg

Erstmals öffentlich gezeigt - nur bis 1. November 2004: das Original der Waffenstillstandsurkunde von 1918!

Am 129. Geburtstag von Matthias Erzberger, dem 20. September 2004, eröffnete Ministerpräsident Erwin Teufel in Münsingen-Buttenhausen die Erinnerungsstätte im Geburtshaus von Matthias Erzberger. Teufel unterstrich die wichtige Bedeutung Erzbergers für die Geschichte des Landes: "Er stammte aus einfachen Verhältnissen, war Anwalt der kleinen Leute und engagierter Christ. Einer, der die Realitäten erkannte und sie früher als die meisten seiner Zeitgenossen in Deutschland für Völkerverständigung und Frieden geworben hat."

Am 11. November 1918 beendete Erzberger mit seiner Unterschrift unter den Waffenstillstandsvertrag den Ersten Weltkrieg für Deutschland. Erzberger stammte aus Buttenhausen auf der Schwäbischen Alb. Ermordet wurde er am 26. August 1921 in Bad Griesbach im Schwarzwald.

Erzbergers politische Biographie steht nun im Mittelpunkt einer weiteren dezentralen Ausstellung des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg: "Matthias Erzberger - ein Wegbereiter der deutschen Demokratie". Konzipiert und realisiert hat die Ausstellung das Haus der Geschichte Baden-Württemberg, in Szene gesetzt hat sie das Stuttgarter Atelier Brückner. Die Ausstellung des Hauses der Geschichte erzählt und inszeniert in den Räumen seines Geburtshauses Erzbergers politische Biographie: Beginnend mit seiner Herkunft aus einfachen Verhältnissen über seine Zeit als Abgeordneter und Minister in Kaiserreich und Weimarer Republik bis zur Ermordung und umkämpften Erinnerung an seine Person. Dem Ersten Weltkrieg ist ein eigener Raum gewidmet, ebenso der Unterzeichnung des Waffenstillstandes. Ein weiterer Raum thematisiert die Erinnerung an Compiegne aus europäischer Perspektive.

Dr. Paula Lutum-Lenger, die Ausstellungsleiterin des Hauses: "Es war eine tolle Herausforderung, Lebensgeschichte und politische Vita dieses beeindruckenden Politikers zu einer spannenden Inszenierung zusammenzuführen: Authentisch der Ort, spannend die Geschichten und geradezu epochemachend die geschichtlichen Ereignisse, die mit dem Namen Erzberger unmittelbar verknüpft sind."

Dr. Thomas Schnabel, Leiter des Hauses der Geschichte: "Mit der Erinnerungsstätte Matthias Erzberger in Buttenhausen gedenkt Baden-Württemberg eines seiner bedeutendsten politischen Köpfe, der zu den Wegbereitern der deutschen Demokratie im Übergang vom Kaiserreich zur Weimarer Republik gehört"

Erzbergers politische Karriere ist erstaunlich: Nach einigen Jahren Tätigkeit als Redakteur und Multifunktionär im württembergischen Katholizismus wurde der ausgebildete Volksschullehrer 1903 mit 28 Jahren jüngster Abgeordneter im Reichstag. Bekannt wurde er, als er Missstände in der Kolonialverwaltung aufdeckte und für den Rücktritt eines Verwandten des deutschen Kaisers sorgte.

Im Ersten Weltkrieg organisierte er im Auftrag der Militärs die deutsche Auslandspropaganda. Diplomatische Geheimmissionen führten ihn mehrfach ins Ausland. Zu Kriegsbeginn war er überzeugter Annexionist: Er wollte Belgien und Teile Nordfrankreichs an Deutschland anschließen. Gute Auslandskontakte und sein Zugang zu Geheiminformationen ließen ihn erkennen, dass Deutschland den Krieg nicht gewinnen konnte. Erzberger schwenkte um und setzte sich für einen Verständigungsfrieden ein. Im Juli 1917 gab er den Anstoß für die Friedensresolution des Reichstags.

Als Minister der letzten kaiserlichen Regierung führte Erzberger für die deutsche Seite die Waffenstillstandsverhandlungen. Im Wald von Compiegne unterzeichnete er den Waffenstillstand für Deutschland - und damit auch sein Todesurteil. Seine Unterschrift gab er zwar mit Zustimmung der obersten Militärs. Dennoch sahen ihn demokratiefeindliche rechtsradikale Kreise als maßgeblich Verantwortlichen für den "Dolchstoß"und somit für die Niederlage.

Erzberger wurde ein Aushängeschild der jungen Weimarer Republik. Er ordnete binnen neun Monaten das Finanz- und Steuerwesen völlig neu - mit Erfolg. Noch heute trägt die Finanzreform seinen Namen. Trotz seiner Verdienste blieb sein Name für die nationale Rechte untrennbar verbunden mit der "Schmach von Compiegne". Zwei ehemalige Freikorpsoffiziere erschossen Erzberger deswegen im August 1921. Reichskanzler Wirth sagte bei Erzbergers Beerdigung: "Dieser Gang nach Compiegne ist sein Todesgang geworden".

Die Erinnerungsstätte "Matthias Erzberger" ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem Haus der Geschichte Baden-Württemberg und der Stadt Münsingen. Bis zum 30 Oktober wird hier auch das Original der Waffenstillstandsurkunde zu sehen sein.

Die Öffnungszeiten: Vom 21.9. bis 01.11.2004: täglich 10 - 18 Uhr Von Nov. 2004 bis März 2005: Mi 14 - 17 Uhr + So 13 - 17 Uhr Ab April 2005: Sa + So 13 - 17 Uhr

Gruppenführungen nach Voranmeldung auch außerhalb der Öffnungszeiten. Anmeldung Stadtarchiv Münsingen 07381/182-115

   
   

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