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Spätmittelalter am Oberrhein:

Maler und Werkstätten
1450-1525


Oberrheinischer Meister um 1500 (Meister der Bendaschen Madonna): Maria der Verkündigung, um 1490/1500.
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
stellt die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe in ihrem Teil des Ausstellungsprojekts dar und gibt erstmals einen Überblick über das reiche spätmittelalterliche Kunstschaffen - vor allem Malerei und Graphik - am Oberrhein und im westlichen Bodenseegebiet. Der Oberrhein war in den Jahrzehnten vor und nach 1500 eine der wichtigsten Kunstregionen Europas. Gezeigt werden vornehmlich sakrale Werke, die zwischen 1450 und 1525 in den großen Bischofs- und Bürgerstädten - in Straßburg, Basel, Colmar, Freiburg und Konstanz - entstanden.

Während sich das Badische Landesmuseum der Darstellung des weltlichen Lebens widmet, wird die Ausstellung in der Staatlichen Kunsthalle einen Eindruck von der immensen Bedeutung der Reli-giosität für die Menschen jener Zeit vermitteln. Die spätmittelalterliche Frömmigkeit, die sowohl von froher Zuversicht als auch von tiefer Weltangst und Untergangsvisionen geprägt war, fand ihren Niederschlag in Kunstwerken, in denen christliche Glaubensinhalte eindringlich veranschaulicht und aktualisiert wurden. Christus, Maria und die Heiligen, ihr Leben und Leiden wurden auf immer neue Weise dargestellt.

Wichtige Künstler waren zu Beginn dieser Epoche der in Straßburg tätige „Meister der Karlsruher Passion", der für viele Jahre in Basel wirkende Konrad Witz und die Malerfamilie Murer am Bodensee. Einen weiteren Höhepunkt jener Kunstblüte stellt das Schaffen Martin Schongauers in Colmar dar. Schongauer war der überragende Maler und Kupferstecher seiner Generation und wirkte nicht nur vor Ort auf seine Zeitgenossen: Der junge Albrecht Dürer etwa reiste 1491 aus Nürnberg an den Oberrhein, um hier die Kunst des Meisters zu studieren. Werke all dieser Künstler werden in der Ausstellung zu sehen sein. Deren Abschluss bilden Gemälde von Hans Baldung Grien, Hans Holbein dem Älteren und dem Jüngeren und vom Schöpfer des Isenheimer Altars, Matthias Grünewald, dessen Kreuzigung und Kreuztragung zu den bedeutendsten Werken der Kunsthalle zählen.

Die Grundlage der Präsentation bildet der ausgezeichnete Sammlungsbestand der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. Er wird vielfältig ergänzt durch hochkarätige Leihgaben großer Museen in Deutschland, Frankreich, England, der Schweiz, den Niederlanden und den USA.

Die Ausstellung wird sowohl Werkstattzusammenhänge vor Augen fuhren als auch grundlegende Stilwandlungen von der Spätgotik zur Frührenaissance auf-zeigen. Beleuchtet werden die Wechselwirkungen zwischen der Tafelmalerei und verwandten künstlerischen Medien wie Druckgraphik, Buch- und Glasmalerei sowie Bildteppichen.

Dass der Oberrhein ein Zentrum des frühen Kupferstichs war, belegen die Werke des hochbedeutenden, namentlich nicht näher bekannten „Meisters E.S.", in denen Motive der zeitgenössischen Malerei auf-gegriffen sind, die aber auch ihrerseits in starkem Maße auf die Malerei zu-rückwirkten. Die Zeichenkunst ist unter anderem durch auserlesene Werke des Straßburger „Meisters der Gewandstudien" vertreten, von dem die Kunsthalle auch charakteristische Tafelbilder besitzt; daneben werden Glasgemälde nach seinen Entwürfen zu sehen sein. Viele Meister bedienten sich mehrerer Dar-stellungsmedien: Schongauer arbeitete als Maler und Kupferstecher; der Konstanzer Rudolf Stahel hinterließ Buchminiaturen und Altargemälde; Dürer, Holbein und Baldung waren nicht nur Maler, sondern schufen auch Holzschnittillustrationen für den florierenden Buchdruck in Straßburg und Basel.

Zwei Abschnitte der Ausstellung sind Sonderthemen gewidmet: einerseits der privaten Andachtskunst, die durch Klappaltärchen, illuminierte Gebetbücher und Einblattholzschnitte repräsentiert wird, und andererseits zwei bedeutenden Auftraggebern, nämlich Hugo von Hohenlandenberg, Bischof von Konstanz, und Markgraf Christoph I. von Baden. Beide, der Kirchenfürst und der Lan-desherr, haben eine Reihe außergewöhnlicher sakraler Kunstwerke gestiftet. Zu ihnen zählt der große „Hohenlandenberg-Altar", der ehemals die Kapelle der Konstanzer Bischofspfalz schmückte und derzeit für die Ausstellung umfas-send restauriert wird.

In qualitativer und quantitativer Hinsicht wurde um 1500 in der Kunst am Oberrhein Außerordentliches geleistet. Trotz erheblicher Einbußen durch Bildersturm, Revolutionen und Kriege lässt sich das noch heute anschaulich nachvollziehen. Die Ausstellung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe wird dazu Gelegenheit bieten.

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