1/03


Spätmittelalter am Oberrhein:

Das Rätsel Grünewald

Bayerische Landesausstellung 2002/2003

30. 11. 2002 bis 28. 2. 2003
Aschaffenburg, Schloss Johannisburg
Bis zum 28. Februar 2003 werden im Schloss Johannisburg auf einer Fläche von etwa 1.500 qm über 250 hochrangige Ausstellungsstücke aus deutschen und europäischen Museen präsentiert, die Leben, Werk, Umfeld und Zeit des Künstlers, Wasserkunstmachers und Baumeisters Mathis Gothart-Nithart, genannt Grünewald, beleuchten. Veranstaltet wird die Bayerische Landesausstellung vom Haus der Bayerischen Geschichte und der Stadt Aschaffenburg in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen.

Informationen

Bilder

Die wenigen erhaltenen Bilder Grünewalds gehören zu den ausdrucksstärksten Werken der europäischen Malerei. Sie stellen die traditionellen Themen der christlichen Heilslehre auf so moderne Art dar, dass der Maler nicht von ungefähr im 20. Jahrhundert wieder entdeckt wurde. Doch die lange unterbrochene Überlieferung hat dazu gefuhrt, dass nur wenig über seine Lebensumstände bekannt ist.

Bereits sein Name "Grünewald" gibt bis heute Rätsel auf.

Mathis Grünewald
Hl. Laurentius, 1509/1510
Frankfurt/M., Histor. Museum

Im Aschaffenburger Schloss Johannisburg zeigt die Bayerische Landesausstellung alles, was sich heute über den Maler Grünewald (um 1480-1528) und seine Welt in Erfahrung bringen lässt: die Überlieferung zu seiner Biografie,. eine kleine Gruppe herausragender Zeichnungen und Gemälde, Dokumente über seine Freunde und Auftraggeber, Belege seiner verschiedenen Tätigkeiten und Lebensstationen als Baumeister, "Wasserkunstmacher" und Maler am Hof der Kurfürsten und Erzbischöfe von Mainz. Mit Originalstücken der Zeit und Rekonstruktionen werden Alltagsleben und Arbeitswelt Grünewalds illustriert. Gold- und Silberschmiede-arbeiten, seltene Drucke und kostbare Handschriften, Prunkgewänder und Bildnisse beleuch-ten die Welt des kurmainzischen Hofs, an dem Grünewald als Hofbediensteter tätig war.

Der Lebenslauf des Malers liegt weit gehend im Dunkel. Die Ausstellung lässt die Besucher an einer kriminalistischen Spurensuche teilnehmen um dem "Rätsel Grünewald" näher zukommen. Gelebt hat Grünewald viele Jahre in der Stadt Aschaffenburg am Main, die zu Beginn des 16. Jahrhunderts als Nebenresidenz der Kurfürsten von Mainz eine Blütezeit erlebte. Sein wichtigster Auftraggeber war hier Heinrich Reitzmann, Geistlicher am Aschaffenburger Stift St. Peter und Alexander. Für den von ihm in Aschaffenburg eingeführten Maria-Schnee-Kult schuf Grünewald die so genannte Stuppacher Madonna als Altarbild. Eine weitere Spur führt zu dem Frankfurter Patrizier, und Großkaufmann Jacob Heller, der ein großes Altarwerk für die dortige Dominikanerkirche stiftete. An diesem Altar, dessen Mittelbild und Seitenflü-gel vom Nürnberger Meister Albrecht Dürer stammen, war auch Grünewald mit zwei Stand-flügeln beteiligt, die in der Ausstellung präsentiert werden. .

Eine entscheidende Rolle im Leben Grünewalds spielte sein Landesherr, der Kurfürst und Erzbischof von Mainz, Kardinal Albrecht von Brandenburg (1490-1545). Der umfangreiche Ablasshandel, den der Kardinal zur Sanierung seiner stets angespannten Finanzlage betrieb, war ein wesentlicher Anlass zur Reformation. Der mächtige Kirchenfürst bedachte führende Künstler mit zahlreichen Aufträgen, stiftete Altäre und legte in seiner bevorzugten Residenz Halle mit dem "Halle'sehen Heiltum" eine der kostbarsten Reliquiensammlungen seiner Zeit an. Mit der prachtvollen Ausgestaltung der dortigen Stiftskirche war neben Lucas Cranach, Hans Baidung Grien und Simon Franck auch Grünewald befasst. Daneben geht auch die „Beweinung Christi" Grünewalds auf einen Auftrag Albrechts von Brandenburg zurück. Diese einmalige Predella wird gemeinsam mit einer Röntgenaufnahme, die die unterschiedli-chen Malschichten erkennen lässt, in der Ausstellung gezeigt.

Den wertvollsten Hinweis auf Mathis Gothart-Nithart, wie Grünewalds Name wohl gelautet hat, gibt dessen Nachlass, der 1528 in Frankfurt von einem Gerichtsschreiber protokolliert wurde. In originalen Stücken des 16. Jahrhunderts werden die in diesem Inventar verzeichne-ten Gegenstände aus dem Besitz Grünewalds präsentiert: Bisamapfel und Goldwaage, Hof-kleidung, Pinsel, Farben, Ringe, Hausrat, Lutherschriften, Tierhäute, Glasröhren, Seifensiede-kessel und Klappsonnenuhr. Diese Gegenstände erlauben nicht nur Mutmaßungen über die vielfältigen Tätigkeitsfelder des Malers, sondern geben auch Aufschluss über seine technologischen Kenntnisse, seine religiöse Überzeugung und seine soziale Stellung. Die Nachricht vom Tod Grünewalds im Jahr 1528 an den Rat der Stadt Halle weist schließlich auf einen Vertrauten des Künstlers hin: Der Seidensticker Hans Plock (um 1490-1570) war ebenso wie Grünewald am Hof des Kardinals beschäftigt. Mit dem Perlenaltar schuf er ein ungewöhnliches Werk für den berühmten Reliquienschatz von Halle. In der zweibändigen Luther-Bibel aus dem Besitz von Hans Plock entdeckte man Mitte des 20. Jahrhunderts vier Zeichnungen Grünewalds, die der Seidensticker dort eingeklebt hatte und die auf weitere verschollene Bilder Grünewalds schließen lassen.

Die Landesausstellung in Aschaffenburg wird durch ein umfangreiches Programm ergänzt. Dessen Höhepunkt bilden die von der Stadt Aschaffenburg veranstalteten Ausstellungen „Grünewald in der Moderne" in der Städtischen Galerie Jesuitenkirche mit 80 Gemälden, Zeichnungen, druckgrafischen Arbeiten von Künstlern des 20. Jahrhunderts und „Dürer im Stiftsmuseum" mit ausgewählten Holzschnitten und Kupferstichen des Nürnberger Meisters. Ein umfangreiches Programm an Vorträgen, Führungen und Konzerten ist während der Laufzeit der Ausstellungen geplant sowie am 27.1.2003 die Aufführung von Paul Hindemiths Symphonie „Mathis der Maler".

in Surfin' Süden: Isenheimer Altar
Tauberbischofsheimer Altar


Zurück
zum Hauptmenü
Register - Impressum
zur ZUM
© Badische Heimat 2001