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Das Nevrozfest - ein Überbleibsel des Mithras-Kults?

Nevroz - das ist das Fest der Reisigfeuer, das Fest, an dem Männer nach einem alten Kult mit einem mutigen Sprung über den Gluthaufen den ersten Tag des Frühlings begrüßen. Heimat dieses Festes ist Persien, und es hat sich im Gebiet zwischen der Chinesischen Mauer und dem Mittelmeer, bei Iranern und Kurden, Aseris und Usbeken erhalten - seit 2610 Jahren, so die Überlieferung, als der Beginn eines Neuen Jahres. Es ist kein islamisches Fest, sondern ein Fest des alt-iranischen Sonnenkalenders, ein Fest des zoroastrischen Kultes.

Dass es sich im Sinn der Buchreligion des Islam um ein heidnisches Fest handelt, stört nicht. Im Iran ist es religiöser Staatsfeiertag, ebenso im weltlichen Aserbeidschan. Für die 20 bis 30 Millionen Kurden, die in Syrien, im Irak, im Iran und in der Türkei leben, ist es ein Fest ihrer nationalen Identität. Daher muss auch die auf nationale Integrität sinnende Türkei dieses Fest zu einem national-türkischen Fest machen, zu einem essentiellen Bestandteil der türkischen Kultur. Argument hierfür ist die Tatsache, dass die türkisch sprechenden Völkerschaften des ehemaligen sowjetischen Zentralasiens und des Kaukasus dieses Fest seit jeher begingen. Die Frage der Schreibweise, ob Nevroz oder Nevruz, ist zum Politikum geworden und steht hier als Zeichen für Rassismus und Unterdrückung, dort für nationale Selbstbestimmung.

Mit dem Feuer den Frühling zu begrüßen hat auch bei uns Tradition. Schibii, schibii, schiboo, wem soll die Schiibe goh? Scheibenschlagen und Winterfeuer waren bis vor einiger Zeit auch hierzulande üblich, werden auch hier und da als Tradition wieder aufgenommen und gepflegt. Aber das ist nicht der Anlass, an dieser Stelle das Nevroz-Fest zu erwähnen.

Wir haben in N&N vor einiger Zeit dargestellt, wie die neuere Forschung (D. Ulansey) den Mithras-Kult neu interpretiert hat, wie sie ihn sieht als astronomischen Code, der die Verschiebung der Frühjahrs-Tag-und-Nacht-Gleiche im Kalender aufzeichnet und mythisch zu erklären versucht.

Mithras ist danach der Gott des Kalenders, die Macht, die das natürlichste und ureigenste Fest der Menschheit, das der wieder erwachenden Natur, beeinflusst. Mithras ist ein uralter Kult, der seinen Ursprung im indisch-iranischen Raum hat, zu einer Zeit, in der der Frühlingsbeginn aus dem Sternzeichen des Stiers heraustrat - vor 5000 Jahren. Das Nevroz-Fest hat seinen Ursprung ebenfalls im alten iranischen Sonnenkalender.

Dieser Zusammenhang lässt sich jedoch bislang noch nicht nachweisen, da es keine Quellen für den Mithraskult für die Zeit gibt, bevor er im römischen Reich Verbreitung fand. Wir kennen nur die spärliche Überlieferung der frühen römischen Kaiserzeit, wir kennen ansatzweise, was Mithra in Persien und bei den Hethitern im 2. Jahrtausend vor Christus war, und wir können das astronomische Ereignis rekonstruieren, das ihm zu Grunde lag.

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