Römische Wasserleitungen

  

Zur Deckung des riesigen Bedarfs an Frischwasser, der ein charakteristisches Kennzeichen der römischen Stadtkultur war, leiteten die Römer das Wasser oft über Dutzende von Kilometern von den Quellgebieten in die Städte
Die zu diesem Zweck erbauten Kanäle stellten eine ingenieurtechnische Meisterleistung dar, da sie nicht nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren funktionierten, sondern über die gesamte Distanz ein gleichmäßiges Gefälle aufwiesen und damit Bergkuppen in Tunneln durchstießen und Täler auf Brücken überwinden mussten.

Die beeindruckendste Konstruktion ist dabei der Pont du Gard, Teil der 50 km langen, von Agrippa, dem Schwiegersohn des Augustus und zeitweise Gouverneur von Gallien, um 19 v. Chr. veranlassten Wasserleitung von den Quellen bei Uzès nach Nîmes. Er überspannt hinter dem Ort Remoulius das felsige Tal des Gardon mit einer Kanallänge von 275 m und einer Höhe von fast 50 m.
Der Pont du Gard besteht aus drei übereinander liegenden Bogenreihen, von denen die unterste (bis zur vorstehenden Kante) 21,87 m, die mittlere 19,50 m und die oberste 7,40 hoch ist.
Die oberste Bogenreihe, mit einer Mauertiefe von 3,06 m, trägt den Kanal, der außen aus geglätteten Steinen, innen aus Gussmauerwerk besteht. Dieser trägt als Abdichtung einen Zementputz mit Ziegelsplitt. Der so gefertigte Kanal ist 1,20 m breit und 1,85 m hoch und wurde mit breiten Steinplatten abgedeckt, vor allem, um die Verdunstung, aber auch den Eintrag von Fremdstoffen zu verhindern. Er wurde unter Napoleon III. umfassend restauriert.
Früher konnten die Besucher nicht nur in der Rinne, sondern, wenn sie genügend schwindelfrei waren, auch auf den Abdeckplatten das Bauwerk überqueren. Heute ist die Rinne abgesperrt.
Am südlichen Hang führt ein Weg hoch zum Ansatz des Aquädukts. Hier lässt sich im Kanal die Kalkablagerung beobachten, die sich im Lauf der Zeit abgesetzt hat und den Querschnitt des Kanals auf die Hälfte verringerte.
An diesen Ablagerungen wird deutlich, warum von Zeit zu Zeit eine Revision des gesamten Kanals notwendig war.
In der Flucht des Kanals führt ein moderner Tunnel durch den Berg, der ursprüngliche Kanalverlauf lässt sich jedoch links davon, wo der antike Tunnelansatz freigelegt ist, verfolgen. In regelmäßigen Abständen waren Sinkkästen in den Kanalverlauf eingebaut, die Fremdstoffe zurückhielten.

Endpunkt der Wasserleitung in Nîmes war das Castellum divisorium, wo der Kanal in ein kreisrundes Becken und aus sieben Öffnungen sich über Bleirohre in die verschiedenen Stadtteile verteilte.
Aus der Konstruktion des Pont du Gard und seines Kanals lässt sich eine Kapazität von 20.000 m3 pro Tag (bei maximaler Ausnutzung des Querschnitts) errechnen, was für Nîmes mit seinen 50.000 Einwohnern einen Verbrauch von ca. 400 Litern täglich allein aus dieser Wasserleitung bedeutet.

Das antike Arles erhielt sein Wasser über zwei Aquädukte aus den Alpilles, der eine, nördliche, begann bei Eygalieres und zog nördlich der Bergkette über St. Remy nach Westen, der andere sammelte die Wasser auf der Südseite und zog über Paradou auf Arles zu.
Auf der Gemarkung der Gemeinde Fontvieille überspannten beide in parallelem Lauf auf einer Distanz von 325 m den Vallon des Arcs und trennten sich an dessen Ende wieder.
Der nördliche Kanal überwand den Sumpf von Barbegal und die Niederung zwischen Pont-de-Crau und dem Hügel des Saint-Pierre-de-Monleyrès in Arles auf zwei Brücken und fand in einer Öffnung am Fuß der Stadtmauer Eingang in die antike Stadt.

Der südliche Aquädukt diente ehemals gleichfalls als Trinkwasserleitung für die Stadt, hatte aber später industrielle Funktion als Wasserzufuhr für die Mühlenwerke von Barbegal.Er durschneidet den anstehenden Felsen in einem 3 m breiten und 5 - 6 m tiefen Graben, um dann seine Wasser auf jeweils acht in zwei Reihen und untereinander angeordnete Mühlenwerke zu verteilen.
Die Mühlen von Barbegal sind die besterhaltenen Mühlen der römischen Welt und die ersten bekannten Beispiele für senkrecht drehende Mühlen überhaupt. Als technisches Werk der Spätantike sind sie ein Beleg für den Niedergang der Sklaverei und den dadurch rentabel gewordenen Einsatz von Maschinen. Sie wurden am Ende des 3. Jahrhunderts errichtet und waren in Betrieb bis zum Beginn des 5. Jh..
Das Gebäude wurde auf einem Felshang mit ca. 30° Neigung errichtet und war 61 m lang und 20 m breit. Das Gelände wurde von einer Mauer eingefasst, von der im unteren Teil noch Reste, vom oberen Teil noch die treppenartigen Abspitzungen des Felsens für die erste Lage der Steinschichten erhalten sind.
Die Mühlen selbst bestanden aus den Mühlengehäusen mit den Rädern, die ihre Drehbewegung nach innen zu den Mahlwerken über starke, hölzerne Wellen leiteten.
Ein oben im Kanal eingebautes Wasserrad betrieb einen Seilzug, der die Getreidesäcke über eine Rampe nach oben zu den einzelnen Mahlwerken zog.
Das unten austretende Wasser, das im übrigen schon im Zuleitungskanal keine Trinkwasserqualität hatte, wurde in die am Fuß der Mühlen gelegenen Sümpfe geleitet.

Stätten und Objekte:
Pont du Gard
Castellum Divisorium, Nîmes
Aquädukt Fontvieille
Meunerie de Barbegal
Bleirohre : Museum Arles, Museum Vaison la Romaine
Brunnenstein: Museum Vaison la Romaine
Kanaldurchlass: Arles, Stadtmauer

   

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