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Literatur

1848 - eine Revolution im europäischen Zusammenhang

Aus der Feder des renommierten Historikers Wolfgang J. Mommsen ist hier eine grundlegende Studie zu verzeichnen, die die revolutionären Strömungen im Europa der 1830er und 1840er Jahre umfassend darstellt. Er weist darin nach, dass die Freiheitsbewegung in Deutschland weder singulär noch unvorbereitet entstand, sondern eingebettet ist in den Zusammenhang der gesellschaftlichen und politischen Krisen der 1840er Jahre, die ja auch in Deutschland lange vor dem Ausbruch der Revolution bereits zu heftigen Diskussionen innerhalb des liberalen Lagers geführt hatten.

Bereits im Vorwort räumt Mommsen ein, dass er „dem Fachmann ... im Detail wenig Neues" sagen wird, dass er vielmehr „eine Synthese" der Forschungsansätze und Interpretationsmöglichkeiten „aus einer neuen Perspektive, gestützt auf die Ergebnisse der neueren Forschung" bietet.

So ist hier auf etwas über 300 Seiten eine Zusammenfassung der Strömungen, die schließlich in die Revolutionen von 1848 mündeten, und der Ereignisse zwischen der Offenburger Versammlung vom September 1847 und der Kapitulation der Festung Rastatt im Juli 1849 gelungen. So wird auch deutlich, welchen Auftrieb der Ausgang des Sonderbundskrieges in der Schweiz mit dem Sieg der Liberalen und das Versprechen des Königs von Piemont-Sardinien, eine liberale Verfassung einzuführen, der liberalen Sache geben konnten. Andererseits stellt Mommsen klar heraus, dass auch das Scheitern der Revolution nicht auf eine Ursache allein zurückzuführen ist, sondern seinerseits wieder aus einem ganzen Geflecht von Bedingungen herrührt.

Der Autor betont mehrfach, dass das Buch „einer jüngeren Generation, die in die demokratische Ordnung hineingewachsen ist", ein Gefühl für die Opfer vermitteln soll, die zur Erreichung des liberalen Traums von der Freiheit gebracht wurden.

Der Rezensent schließt sich diesem Wunsch an und sieht ihn nicht nur auf die jüngere Generation beschränkt. Vielleicht kann ja so auch die vielgeschmähte erste Strophe des Deutschlandliedes einmal wieder als das gesehen werden, was sie 1842 eigentlich war: das hohe Lied von den revolutionären Zielen der Liberalen.

Wolfgang J. Mommsen: 1848. Die ungewollte Revolution. Die revolutionären Bewegungen in Europa 1830-1849. Frankfurt: S. Fischer, 2. Aufl. 1998

Nachrichten & Notizen 6/98

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