Franken


 

Franken
Sammelbegriff für die westgermanischen Völker der Brukterer, Chamaver, Amsivarier und Chattuarier im Siedlungsgebiet rechts des Niederrheins, die sich im 3. Jahrhundert zum Stammesverband der Franken (frank = frei) zusammengeschlossen haben. Diese Stämme wohnten im wesentlichen im Vorland der Römerstädte Njimwegen (Chamaver), Xanten (Chattuarier) und Köln (Brukterer) und sind daher in der römischen Geschichtsschreibung gut belegt. In Norden und Nordosten dieses Gebiets gehörten weitere Stämme ebenfalls noch zum fränkischen Verband, sind aber wegen der größeren Entfernung zum Römischen Reich und vermutlichauch, weil ihre Siedlungsgebiete schon früh an die Sachsen verloren gingen, nicht so gut überliefert.
Es ist nicht anzunehmen, dass dieser Stammesverband bereits eine einheitliche Sprache gesprochen hat, doch war die Verständigung innerhalb der Dialektgruppe mit Sicherheit gegeben.
Karte des fränkischen SiedlungsgebietsVermutlich aus diesem an die Sachsen verloren gegangenen Siedlungsgebiet stammt auch der um die Mitte des 4. Jahrhunderts in die römischen Gebiete am Niederrhein eingefallene Stammesverband der Salier, der im Verlauf und im Gefolge dieser Wanderung diesen neuen Namen angenommen hatte. Ein Teil dieses Stammes konnte sich mit Genehmigung der römischen Macht 359 in Toxandrien (
heute niederländische Provinz Noord Brabant) als wehrpflichtige Bauern niederlassen.
Da diese Stämme aus einem einheitlichen Kulturkreis kamen, der als rheinwesergermanische Kultur bezeichnet wird, bestand eine intensive Beziehung zwischen den Stämmen rechts des Rheins und denen innerhalb der römischen Grenzen.
Der Stamm der Brukterer blieb dagegen im wesentlichen in seinen Siedlungsgebieten im Kölner Raum, wurde nach einem Einbruch ins römische Gebiet um 385 in ein foedus eigebunden, konzentrierte seine Macht nach der Einnahme Kölns 457/59 in der alten Römerstadt und bildete im weiteren Lauf des 5. Jahrhunderts das Kleinkönigreich der ripuarischen Franken.
Im römischen Nordgallien nahm einerseits die romanische Bevölkerung zwischen dem 4. und dem 6. Jahrhundert ab, so dass die Römerstraße von Köln über Tongern nach Boulogne die Nordgrenze des romanischen (christlichen) Kulturbereichs markiert. Sie wurde aber andererseits durch den weiteren Zuzug von Germanen in die Provinzen Germania II und Belgica II wieder verstärkt. Die Germanen iherseits, besonders die Angehörigen fürstlicher und königlicher Familien, hatten innerhalb der römischen Militärhierarchie Aufstiegschancen bis in die höchsten Ränge hinauf und assimilierten sich unter der "prägenden Kraft des Reichsdienstes" (H. W. Böhme) zusehends in die romanisch geprägte Welt Galliens. In dieser Umbruchsituation entwickelte sich in den nördlichen Gegenden der nach wie vor römischen Provinz Gallien durch Verschmelzung romanischer mit traditionellen "fränkisch"-germanischen Elementen eine neue ethnische Identität der ursprünglich durchaus heterogenen Germanenstämme als "Franken".
Innerhalb dieser gallischen Provinzen war der Sog der romanischen Kultur noch so stark, dass die Franken mit den romanischen Traditionen auch die romanische Sprache annahmen, während jenseits des Rheins die germanischen Traditionen der Franken stärker waren und die romanische Bevölkerung die germanische Sprache der Oberschicht annahm. Bei der Frage der Herausbildung der deutsch-französischen Sprachgrenze muss jedoch berücksichtigt werden, dass
im Rheinland (wie an der Mosel auch) die romanische Sprache noch bis in die frühe Karolingerzeit gesprochen wurde. Gleichermaßen konnte sich das germanische Westfränkisch in der romanischen Umgebung Nordgalliens nach dem 9./10. Jahrhundert nciht mehr behaupten.
Die trotz aller Barbarisierung Nordgalliens einsetzende letztlich durchgreifende Romanisierung ermöglichte es den Kleinkönigen von Tournai am Ende des 5. Jahrhunderts, auf der Grundlage der von ihnen übernommenen und wahrgenommenen römischen Militärmacht - König Childerich war römischer General - , mit einem "eigenen" Reich die römische Staatsmacht zu ersetzen. Dass Childerich die anderen fränkischen Könige an Macht und Ansehen überragte, lag an seinem Engagement für den "richtigen" der miteinander konkurrierenden römischen Heermeister in Gallien.

   
   

im Detail:

Karte des fränkischen Siedlungsgebiets
Präsentation:
Die Franken - Wegbereiter Europas (Ausstellung 1996/97)
  Merowingische Schätze im Elsass:
Die Nekropole von Erstein (Ausstellung Strasbourg 2005)

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