Karikatur und Zensur in der DDR

  
"Unterm Strich – Karikatur und Zensur in der DDR"
18. November 2005 – 5. März 2006
Dienstag – Sonntag, 9.00 – 19.00 Uhr,
Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bonn

Karikatur in der DDR

Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus ist in Deutschland das Bedürfnis nach kritischen Karikaturen groß. Satirezeitschriften knüpfen an demokratische Traditionen an. In der DDR nutzen die Machthaber Karikaturen für ihre Propaganda, seit den 1950er Jahren entstehen im "Kalten Krieg" ungezählte Feindbilder, gerichtet gegen Gegner im In- und Ausland: "Zerrbilder" malen das westliche Leben in düsteren Farben, "Wunschbilder" verherrlichen den "Sozialismus". Die Kritik am sozialistischen System ist verboten, die Veröffentlichung der kritischen Karikaturen untersagt, die Verantwortlichen werden bestraft.

Mit typischen Propagandazeichnungen zeigt die Ausstellung das stereotype Weltbild der SED. Zahlreiche Beispiele beanstandeter oder verbotener Karikaturen veranschaulichen die Grenzen des Erlaubten und dokumentieren die Willkür der Zensur. "Schubladenarbeiten", die nicht veröffentlicht werden konnten, verweisen auf die allgegenwärtige "Schere im Kopf".

Doch die Menschen in der DDR wollen Karikaturen sehen, welche die Probleme beim Namen nennen. Seit den 1970er Jahren decken die Zeichner immer offener den Gegensatz zwischen Anspruch und Wirklichkeit im Land auf. In Ausstellungen sind Blätter zu sehen, die den Alltag aufs Korn nehmen: Mängel der Planwirtschaft, Willkür der Behörden, soziale Probleme, Umweltzerstörung und Sorgen um den Frieden. Die Ausstellung des Zeitgeschichtlichen Forums gibt diesen Zeichnungen, die versteckte, aber oft auch erstaunlich deutliche Kritik üben, breiten Raum. Sie erinnert an die legendären Karikaturenausstellungen in Berlin, Leipzig und Greiz, präsentiert zahlreiche der seinerzeit Aufsehen erregenden und noch heute anziehenden "Plastikaturen".

Friedens- und Umweltthemen greifen auch Oppositionsgruppen in der DDR auf. In ihren Untergrundzeitschriften erscheinen viele Zeichnungen mit mutiger Kritik, welche die Ausstellung erstmals angemessen würdigt. Im Herbst 1989 bricht sich der Unmut Bahn. Nach dem Ende des SED-Regimes zeichnen viele Künstler aktuelle Karikaturen. Kritisch kommentieren sie den Ruf nach der deutschen Einheit, skeptisch begleiten sie den Prozess der Vereinigung im Jahr 1990.

   

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