Literatur - Meißner Porzellan

 

Schriftenreihe der Gesellschaft für Keramikfreunde, Band l
Samuel Wittwer
Die Galerie der Meißener Tiere
Die Menagerie August des Starken für das Japanische Palais in Dresden

Ca. 336 Seiten mit ca. 218 Abbildungen, davon ca. 150 Abbildungen in Farbe.
24 x 28 cm. Leinen.
München: Hirmer, 2004
Ca. € 85,- [D] /sFr 140,-*
ISBN 3-7774-2275-4
 
Zwei Hauptwerke der Dresdener Kunst um 1730 werden erstmals in ihrer Wechselwirkung untersucht und in den zeitlichen, räumlichen und künstlerischen Kontext des sächsischen Hofes gestellt. Zahlreiche Quellenzitate und ein umfangreicher Katalogteil machen diese Monographie überdies zu einem Nachschlagewerk für eine der faszinierendsten Phasen der Meißner Porzellanmanufaktur.

Die großformatigen Tierfiguren, die in der Manufaktur Meißen zwischen 1731 und 1736 entstanden, stellen die wohl herausragendste Leistung der Porzellankunst des 18. Jahrhunderts dar. Sie waren für das Japanische Palais Augusts des Starken in Dresden bestimmt. Im Zuge der Neuorganisierung der kurfürstlichen Kunstsammlungen in Dresden war dieses Schloss in erster Linie dazu bestimmt, die erstaunliche Sammlung ostasiatischer Porzellane aufzunehmen. Noch während des Baus änderte der Kurfürst die Planungen. Die oberen Räume sollten nunmehr Porzellan seiner eigenen Manufaktur in Meißen aufnehmen und, unterstützt von einem ausgeklügelten ikonografi-schen Programm, die Überlegenheit der sächsischen Werke feiern. Eine Sonderstellung nimmt hierbei eine Galerie ein, für die mehrere hundert lebensgroße Tierplastiken bestellt wurden. Die erst zwanzig Jahre alte Meißener Manufaktur war von diesem
Auftrag sowohl künstlerisch als auch technisch überfordert. Die erhaltenen Quellen, aber auch die Porzellanfiguren selbst, legen beredtes Zeugnis davon ab, wie der Kampf um das Gelingen der großformatigen Modelle über Jahre den Alltag der Manufaktur dominierte, zu internen Spannungen führte und durch die gesammelte Erfahrung schließlich entscheidend zum Triumphzug des Meißener Porzellans beitrug. Von dieser zerbrechlichen Menagerie lassen sich zahlreiche Verbindungen zu anderen Tiersammlungen am Dresdener Hof knüpfen und die besondere Stellung des Japanischen Palais unterstreichen. Als Ort der Demonstration wirtschaftlicher und künstlerischer Potenziale Sachsens bildete das Schloss auch das Pendant zu den naturwissenschaftlichen Sammlungen im Zwinger, welchen in den 1730er Jahren ebenfalls besondere Beachtung zukam. Es war eine Zeit der Umbrüche in der Naturwissenschaft, die sich ebenso auf
ein verändertes Naturverständnis in der Kunst auswirkten. Die zwei Hauptmeister der Meißener Großplastik, Johann Gottlieb Kirchner und Johann Joachim Kaendler, sind Vertreter sowohl der traditionellen als auch der neuen Sichtweise, wodurch ihre Schöpfungen für die Menagerie des Japanischen Palais gleichsam zu Zeugnissen verschiedener Strömungen spätbarocker Kunst wurden.
Samuel Wittwer, Kustos der keramischen Sammlung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, studierte Kunstwissenschaft, Volkskunde und Geschichte in Basel. Sein Hauptinteresse gilt dem europäischen Porzellan des 18. Jahrhunderts und dessen kulturhistorischen Hintergründen. Das Buch, welches aus seiner Dissertation hervorgeht, ist zugleich der erste Band einer neuen wissenschaftlichen Reihe der Deutschen Gesellschaft der Keramikfreunde e.V.


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