Schwerpunktthema

Archäologie

Worms: Archäologie im Modell

Eine Ausstellung des Museums der Stadt Worms

N&N 2/95

Mit dem Untertitel "Römer, Salier, Stift und Kloster" präsentierte eine Ausstellung in der Schalterhalle der Wormser Volksbank die Ergebnisse der Grabungen von 1987 - 1989 im Bereich der Stiftskirche St. Paul in der Wormser Altstadt. Der Grabungsanlaß war wie immer zufällig, das Ergebnis jedoch bedeutend: es nimmt einige Fragezeichen von der Wormser Stadtgeschichte und läßt, so die Museumsdirektorin Dr. Mathilde Grünewald, den Bereich der Kirche St. Paul fast als wichtiger für die Stadt-geschichte erscheinen als den Domhügel selbst.

Was ist das Neue an St. Paul?

Neben Hausfundamenten und Kellern aus dem römischen Worms wurde vor allem die Stadtburg der salischen Grafen, der in Konkurrenz zum Bischof stehenden welt-lichen Stadtherren, gefunden. Die Chronik des Wormser Bischofs Burchard, in des-sen Amtszeit die Salierburg von Herzog Otto an den Bischof als Stadtherrn ge-kommen sein soll, berichtet, daß er die Mauern niederreißen und aus ihnen die St. Pauls-Kirche bauen lassen habe. Diese bisher angezweifelte Nachricht konnte ar-chäologisch gesichert werden: Von der Salierburg blieb tatsächlich kein Stein auf dem anderen, nur die "Raubgruben", gefüllt mit Mörtel, zeichneten sich deutlich im Boden ab.

Die "Hauskapelle" der Salier, die möglicherweise schon am Ende des 8. Jahrhunderts gegründete St. Rupert-Kirche, war in ihrer Lage exakt auf die Salierburg ausgerichtet und ist daher wahrscheinlich auch mit dieser gleichzeitig anzusetzen. Von ihr existierte bisher nur eine Zeichnung vom Ende des 17. Jahrhunderts, die auch erst in unseren Tagen wieder entdeckt worden war. Die Kirche fiel 1689 einem französi-schen Sprengkommando zum Opfer, wie die bis ins Fundament reichenden Bohr-löcher und Spuren der Sprengung anzeigten.

Für den Besucher der Ausstellung sehr eindrucksvoll ist ihre Konzeption: Nicht Grabungsfotos und Grundrisse werden präsentiert, die auf den interessierten Laien von ebensolcher Eindruckskraft sind wie die aufgeschlagenen Seiten einer Partitur, sondern aussagekräftige Modelle aller fünf Bauphasen, die den Mut der Museumsleiterin zur anschaulichen Rekonstruktion zeigen; die meisten in neutralem Weiß gehalten, nur das letzte, das des Bezirks heute, koloriert. Dieser Aufwand ist wiederum dem Einsatz der Wormser Volksbank von 1860 zu danken, in deren Räumen die Ausstellung präsentiert wird. So gehen eben doch Wirtschaft und Archäologie Hand in Hand, wie der Vorstandsvorsitzende der Volksbank, Günter Hauser, bei der Eröffnung betonte.


Römer, Salier, Stift und Kloster. Die Geschichte von St. Paul in Worms. Ausstellung des Museums der Stadt Worms in der Wormser Volksbank von 1860 eG. 14.2. - 5.5. 1995.
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