Die Kelten

 

Der Ipf - ein frühkeltischer Fürstensitz am Nördlinger Ries

Der 668 Meter hohe Ipf erhebt sich über der alten Reichsstadt Bopfingen als mächtiger, vom Albtrauf abgetrennter Zeugenberg des Weißen Jura. Mit seinen umfangreichen Befestigungssystemen ist der Berg ein ebenso beeindruckendes wie bedeutendes archäologisches Kulturdenkmal, das weit über Süddeutschland hinaus Bekanntheit erlangt hat.

Erste Ausgrabungen durch Friedrich Hertlein in den Jahren 1907 und 1908 brachten Erkenntnisse über die Konstruktion der Wallanlagen, währen der innere Bereich des Plateaus noch unerforscht blieb.


Der Ipf mit seinen Wallanlagen, Luftbild O. Braasch, Landesdenkmalamt Bad-Württ.

Die ersten Befestigungsanlagen datieren wohl bereits aus der späten Urnenfelderzeit, während die meisten der erhaltenen Wallanlagen erst während der späten Hallstattzeit entstanden. Die Vermutung, dass der Berg damals als keltischer Fürstensitz oder überregionales Zentrum diente. lag nahe, ließ sich aber erst durch Grabungen der letzten Jahre nachweisen. Ein ca. 1.5 km entfernt gelegenes späthallstattzeitliches Grabhügelfeld kann als Begräbnisplatz der Oberschicht angesprochen werden. Griechische Importkeramik aus dem 6. Jahrhundert v. Chr., darunter das Fragment einer attischen Trinkschale aus der Zeit um 500 v. Chr., griechische Weinamphoren und weitere nahe des Weilers Osterholz gefundene Scherben unterstützen diese Vermutung.

Ein solcher Fürstensitz könnte seine ökonomische Basis durchaus in den Eisenerzvorkommen der näheren und weiteren Umgebung auf der östlichen Schwäbischen Alb und von seiner Lage als wichtiger Knotenpunkt im Fernhandelsnetz zwischen Donau, Main und Neckar profitiert haben.

In der späten Latènezeit wurden die Wallanlagen nochmals ausgebaut, evtl. zum Schutz eines kleineren Oppidums. Auch wenn eine kontinuierliche römische Besiedlung nicht nachgewiesen werden konnte, zeigen Kleinfunde eine Begehung des Berges in der römischen Zeit.

Seit Mai 2004 durchgeführte begrenzte archäologische Sondagen und geomagnetische Prospektionen zeigten lineare Anomalien, die durch nachfolgende Probegrabungen als System aus dem Fels herausgehauener Gräben identifiziert werden konnten. Zusammen mit kleineren Pfostengruben erwiesen sie sich als Strukturen, die als Einfriedungen durch Palisaden und Baustrukturen zu interpretieren sind. Vereinzelt wurden auch für die Hallstattzeit eher untypische Steinfundamente ergraben. Zahlreich gefundene Keramik datiert von der jüngeren Urnenfelder- bis in die späte Hallstattzeit. Fundmaterial der frühen Latènezeit liegt in relativ geringen Mengen vor.

Insgesamt ergab die Probegrabung eine intensive Besiedlung des Bergs in der Hallstattzeit, wobei die gefundenen griechischen Scherben in das Bild der intensiven Handelsbeziehungen mit der Mittelmeerwelt, wie man es von anderen Fürstensitzen her kennt, passen.

Auf dem Gelände der Unterburg konnte eine dichte Bebauung mit rechteckig abgegrenzten Höfen nachgezeichnet werden, die jedoch nichts mit den auffälligen - neuzeitlichen - Terrassierungen zu tun hat. Die Bebauung hier datiert sowohl in die späte Hallstatt- als auch in die frühe Latènezeit.

Die neuen Forschungen und aktuellen Ausgrabungen werden im Rahmen des Schwerpunktprogramms "Frühe Zentralisierungs- und Urbanisierungsprozesse" der Deutschen Forschungsgemeinschaft durchgeführt.

Darüber hinaus widmet die archäologische Forschung auch dem Umfeld des Ipf gesteigerte Aufmerksamkeit. Spektakuläre Entdeckungen von Großgrabhügeln und herrschaftlichen Rechteckhöfen ergeben ganz neue Perspektiven für das Verständnis der Besiedlungsgeschichte dieses Kleinraums. Auch altbekannte Fundstellen, vor allem der östlich des Ipf gelegenen Goldberg mit seinen Grabungen der 30er-Jahre, erscheinen nun in neuem Licht. Die Besiedlungszeit der neu entdeckten Rechteckhöfe passt genau in den Zeitraum, in dem der Goldberg für ein bis zwei Generationen verlassen worden war.

Literatur:
Rüdiger Krause: Der Ipf. Frühkeltischer Fürstensitz und Zentrum keltischer Besiedlung am Nördlinger Ries. Archäologische Informationen aus Baden-Württemberg, 47. Esslingen 2004.

Rüdiger Krause: Archäologische Sondagen und Prospektionen auf dem Ipf bei Bopfingen, Ostalbkreis. Archäologische Ausgrabungen Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2004. Stuttgart: Theiss, 2005, S. 97 - 101

R. Krause/E. Böhr/M. Guggisberg: Neue Forschungen zum frühkeltischen Fürstensitz auf dem Ipf bei Bopfingen, Ostalbkreis (Baden-Württemberg). Prähistorische Zeitschrift 80, 2005, S. 190 - 235

Rüdiger Krause: Zur Fortsezung der archäologischen Ausgrabungen und Prospektionen auf dem Ipf bei Bopfingen, Ostalbkreis. Archäologische Ausgrabungen Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2006. Stuttgart: Theiss, 2006, S. 87 - 92

 

 

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siehe auch:

Literatur

Text "Die Kelten"
Fundstätten in Baden-Württemberg

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