Der
engagierte Einsatz der Forscher und Fachleute
in den archäologischen Ämtern und Museen im Bodenseeraum
führte in den letzten Jahrzehnten zu sensationellen
Entdeckungen, welche die Geschichte der späten keltischen
Epoche in dieser Region in neuem Lichte erscheinen lassen.
Nach den erfolgreichen Sonderausstellungen «Pfahlbauquartett» (2004)
und «Im Schutze mächtiger Mauern» (2005)
suchten die Verantwortlichen des Museums für Archäologie
Thurgau, des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg,
des Vorarlberger Landesmuseums und des Liechtensteinischen
Landesmuseums nach einem neuen, zugkräftigen Thema
rund um den Bodensee. Nach einer Umfrage entschloss man
sich einstimmig, das nächste Projekt der spannenden
und noch wenig erforschten Übergangsphase von der
späten Eisenzeit zur Römerzeit zu widmen. Die
Sonderausstellung »Bevor die Römer kamen – Späte
Kelten am Bodensee«, die wie der Katalog das Ergebnis
einer engen, internationalen und interkantonalen Zusammenarbeit
sind, wandert in bewährter
Manier von Frauenfeld nach Bregenz, Konstanz und schließlich
nach Vaduz. Für diese Kelten-Ausstellung gelang es
wiederum, eine reich bebilderte Publikation herzustellen.
Die Ausstellung und der Katalog befassen sich nach einem
historischen Überblick mit den Themen ländliche
und städtische Besiedlung, Wirtschaft, Religion, Bestattungssitten
und abschliessend mit dem Ende der keltischen Eigenständigkeit.
Hier sind vor allem die interessanten Militärfunde
aus dem Bündnerland hervorzuheben, die neue Erkenntnisse
zum römischen Alpenfeldzug im Jahr 15 v. Chr. gegen
die Räter und Kelten liefern.
Die letzte Phase der jüngeren Eisenzeit (150–15
v.Chr.) ist in der Nordostschweiz und im angrenzenden Ausland überraschend
lückenhaft vertreten. Neben dem seit langem bekannten
Doppel-Oppidum Altenburg/Rheinau kamen allerdings in den
letzten Jahren vermehrt spätlatènezeitliche
Siedlungsspuren im Bodenseeraum zum Vorschein. Erwähnenswert
sind die Gehöfte von Riedlingen und Mengen-Ennetach
oder die ländliche Grosssiedlung von Anselfingen.
Aber auch die archäologischen Untersuchungen in Konstanz
lieferten Funde und Befunde, die auf eine bedeutende Siedlung
im 2. und 1. Jh. v.Chr. schließen lassen.
Mit dem Fundmaterial werden in der Ausstellung die Themen
Siedlungen, Wirtschaft, Religion, Tod und Bestattung sowie
das Ende der keltischen Eigenständigkeit veranschaulicht.
Prunkstücke der Ausstellung sind wertvollen Kultgegenstände
wie etwa die Bronzekrieger von Balzers, das Eberfigürchen
von Altenburg, Teile des Hortfundes von Bad Buchau-Kappel
und der Silberschatz von Lauterach.
Die kürzlich entdeckten Funde aus dem Gebiet des
Septimerpasses im heutigen Kanton Graubünden, die
zweifellos vom Feldzug um 16/15 v.Chr. unter Tiberius und
Drusus stammen, veranschaulichen das Ende der eisenzeitlichen
Epoche im Bodenseeraum. Bereits zuvor gab es natürlich
Kontakte zum aufstrebenden römischen Reich. Importfunde
aus dem Mittelmeerraum wie Weinamphoren, Griffel aus Elfenbein
sowie blaue Schminke zeugen von diesem frühen Handel.
Die Eroberung durch die Römer war effizient und erfolgreich.
Die einheimische Bevölkerung übernahm rasch und
kompromisslos zahlreiche Techniken und neue Bräuche.
Keltische Einflüsse und Traditionen konnten sich aber
durchaus halten. So zeugen die hölzerne Stifterstatue
von Eschenz, Graffiti mit Namen oder die reich bemalten
Gefäße aus den römischen Siedlungen der
Bodenseeregion, dass gewisse gallo-römische Sitten
weiterlebten.
Eine Sonderausstellung des
Museums für Archäologie des Kantons Thurgau,
Frauenfeld
Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg,
Konstanz
Vorarlberger Landesmuseums, Bregenz
Liechtensteinischen Landesmuseums, Vaduz
Die Ausstellung wurde vom 9. Mai bis 4. Oktober 2009 bereits
im Vorarlberger Landesmuseum Bregenz gezeigt.
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