1) Im DianaVerlag Stuttgart-Konstanz ist nun nach seinem Londoner Tagebuch von 1763 auch in guter Übersetzung das amüsante Tagebuch des Johnsonbiographen Boswell über Deutschland 1764 erschienen (geb. DM 22.50), das den jungen Schotten auf einer Bildungsfahrt durch das Deutschland und die Schweiz des ausgehenden Rokoko zeigt, der als Dreiundzwanzigj ähriger ohne Hemmung am Karlsruher Hof den Hausorden der Treue erbittet und beinahe auch erlangt. Es ist ein köstliches Buch, das uns das Leben vor zweihundert Jahren umso wahrer und ungeschminkter zeigt, als diese persönlichen Tagebuchauf Zeichnungen garnicht zur Veröffentlichung bestimmt waren.
Der vorliegende Text ist veröffentlicht in: Badische Heimat 35 (1955) S. 116 - 123

2) Karl Friedrich (1728—1811), einer der aufgeklärtesten deutschen Fürsten. Er förderte die neue deutsche Literatur, erhielt oft Besuch von Voltaire und machte vergebliche Anstrengungen, die Lehre der Physiokraten in die Tat umzusetzen. Seinen Herrschaftsbereich mehrte er beträchtlich. Als 1771 der Markgraf von BadenBaden ohne Nachkommen starb, vereinigte er BadenBaden mit BadenDurlach. 1805 schlug er sich auf die Seite Napoleons, vervierfachte das Gebiet von Baden und nahm den Titel eines Kurfürsten und später eines Großherzogs an. Sein Enkel und Nachfolger vermählte sich mit Napoleons Adoptivtochter, Stephanie de Beauharnais.

3) Abkomme eines natürlichen Sohnes von Friedrich VI. (Markgraf 1659—1677).

4) Neben seinem ständigen Bedienten, dem Schweizer Jakob Hänni, der mit ihm reiste, hatte Boswell an Orten, wo er länger blieb, oft einen ortsansässigen, im Tagelohn angestellten Diener, der vor allem als Stadtführer wirkte. Unter seinen Nachlaßpapieren befindet sich ein Blatt, auf dem er von diesen Lohndienern mit Namen alle anführte, an die er sich am Ende der Reise noch erinnern konnte, und jeden mit einem Prädikat versah. Le Jeune im Haag war „geschickt"; Seyfert in Karlsruhe „trocken, behutsam, gescheit, ehrlich".

5) Der Anfang der Idylle „Amynt" von Ewald Christian von Kleist, Offizier im preußischen Heer, tödlich verwundet in der Schlacht bei Kunersdorf, 1759. Die erste Strophe lautet:
Sie fliehet fort! Es ist um mich geschehen!
Ein weiter Raum trennt Lalagen von mir.
Dort floh sie hin! Komm, Luft, mich anzuwehen.'
Du kommst vielleicht von ihr.

6) Aus den Merkzetteln geht hervor, daß es der Baron von Münzesheim war. Wenn Boswell denNamen verschwieg, geschah das wahrscheinlich, weil ihm deutlicher als sonst der Plan vorschwebte, die Tagebuchaufzeichnungen für ein Reisebuch zu verwerten.

7) Residenz der Markgrafen bis 1715.

8) Das traf zu, er stammte mütterlicherseits von den Grafen von Mar ab, die auf den Grafen von Lennox zurückgingen, den Großvater Lord Darnleys, des Vaters Jakobs I. (VI.). Sophie, Kurfürstin von Hannover, Ahnfrau der hannoverschen Könige von England, war eine Enkelin Jakobs I. (VI.). Väterlicherseits stammte Boswell von dem Grafen von Arran ab, dessen Mutter Maria Stuart war, die älteste Tochter Jakobs II. von Schottland.

9) Es war mehr als eine eitle Hoffnung; wenn er nach Karlsruhe zurückgekehrt wäre, hätte sein Wunsch sehr wohl in Erfüllung gehen können. 1767 gab es Sechsundsechzig Träger dieses Hausordens der Treue, von denen manche keinen besser begründeten Anspruch darauf hatten als Boswell. Seine Rückkehr wurde jedoch verhindert.

10) August Georg (1706—1771) folgte im Jahre 1761 seinem Bruder Ludwig Georg nach. Er war ursprünglich für den geistlichen Stand bestimmt gewesen und bis zum Subdiakonat gekommen, wurde jedoch durch eine päpstliche Bulle ermächtigt, aus dem geistlichen Stand auszutreten und sich zu verehelichen. Er war von mildtätiger Gesinnung, aber eher willensschwach, und stand ganz unter dem Einfluß der Klerisei.

11) Hofbediensteter, der hohe Besucher zu betreuen hat (veraltet).

12) Tochter seines Bruders und Vorgängers, des Markgrafen Ludwig Georg. In den deutschen Ländern galt im allgemeinen die männliche Erbfolge.

13) Wahrscheinlich Weveld zu schreiben. In einem Badener Hofkalender des Jahres 1766 ist ein Lotharius Baron von Weveld aufgeführt, Kammerherr Seiner Kaiserlichen Majestät, Geheimrat des Kurfürsten von Trier und des Hofes von BadenBaden, Oberjägermeister der Vorderen und Hinteren Grafschaft Sponheim. Boswells Frau von Weyfeldt könnte die Gemahlin dieser reichbetitelten Persönlichkeit gewesen sein.

14) In Boswells Ausgabenbuch ist unter diesem Datum die Erwerbung von sechs Paar Schuhen zu einem Taler zehn Groschen das Paar vermerkt.

15) Eine zweiseitige Folge der Zehnzeilenverse, betitelt „Londoner Verse". Prof. Warnock fand sie im Sommer 1952, immer noch im Nachlaß der Markgräfin schlummernd, der sich in Karlsruhe befindet.

Übersicht (Frameset)

aus: Badische Heimat 35 (1955) S. 116  -123