Deutschordensmuseum
Bad Mergentheim


Historische Puppenküchen aus der Sammlung Ott

 

Historische Puppenküchen aus der Sammlung Ott

Sonderausstellung im Deutschordensmuseum Bad Mergentheim

27. November 2002 - 16. März 2003

In diesem Winter präsentiert das Deutschordensmuseum Bad Mergentheim etwa 40 Puppenküchen, außerdem Puppenherde und Miniaturgeräte sowie -geschirr aus der Sammlung der Stuttgarterin Gerda Ott. Die Küchen stammen aus einem Zeitraum von ca. 1850 bis 1950 mit Schwerpunkt auf der Zeit um die Jahrhundertwende. Die Küchen im Miniaturformat zeugen von der Arbeitswelt der Frau und davon, wie diese sich verändert hat. Schöne Exemplare von „Schornsteinküchen" mit geschlossenem Kochherd - fortschrittlich gegenüber den zum Teil noch gleichzeitig produzierten Rauchfangküchen - werden gezeigt. Von einfachen Blechherdküchen im überwiegend braunen, warmen Farbton bis hin zu Küchen mit wahren Prachtexemplaren von Herden und üppigster Ausstattung oder den hellen, oft blau-weißen Jugendstilküchen ist alles zu sehen. Von der Sammlerin waren im Museum bereits zauberhafte Kaufläden, reizende Puppen und kostbarer Christbaumschmuck zu sehen.

 

Spielküchen für Kinder gibt es seit dem späten 18. Jahrhundert. Schon bald etablierten sie sich als Lernspielzeug für Mädchen. Aufgrund dieses didaktischen Hintergrunds sind neben den Puppenstuben und -kaufläden auch die Puppenküchen im 19. Jahrhundert getreue Spiegelbilder der Erwachsenenwelt. Besonders der technische Fortschritt ist anhand der Einrichtung sehr gut abzulesen. Die älteste in der Ausstellung gezeigte Küche ist dem Typus der Rauchfangküche zuzuordnen. Sie hat - wie die meisten Küchen dieses Typus - einen mittig an der Rückwand fest eingebauten Herd für ein offenes Feuer, darüber einen Kamin, der den aufsteigenden Rauch ins Freie leitet. An der Kaminschräge sind dekorative Kupferbackformen angebracht, an Leisten neben dem Herd sind in Reichweite der Köchin häufig benötigte Koch-, Schöpf- und Rührlöffel zu finden. Auf mehreren hölzernen Borden sind Geschirr aus Zinn sowie irdene Schüsseln aufgestellt.

Die vor Schmutz und Ungeziefer zu schützenden Lebensmittel bewahrte die Hausfrau und Köchin in einem verschließbaren Schrank auf. Ein Stall für kleine Tiere oder die vielfältigen, z. T. schweren Arbeitsgeräte zeugen von der aufwendigen und oft mühseligen Art der Nahrungszubereitung.

Die Rauchfangküche war noch bis Ende des 19. Jahrhunderts in Gebrauch. Der gemauerte Herd mit Rauchfang wurde dann von der sog. „Kochmaschine" abgelöst, einem beweglichen eisernen oder blechernen Herd mit Backröhre, dem mit Türen verschließbaren Brennraum und einem Rauchabzugsrohr. Diesen Herd stellte man z. T. unter den noch vorhandenen Rauchfang, wie dies auch bei einer Jugendstil-Prunkküche in der Ausstellung zu beobachten ist.

Kennzeichnend für eine „Kochmaschine" waren die Aussparungen in der Herdplatte, in die die Kochtöpfe eingehängt werden konnten und die seitlichen Vertiefungen für einen ständigen Warmwasservorrat. Die weitere Einrichtung der Küche änderte sich kaum, lediglich die Gerätschaft wurde auf den aktuellsten Stand der Technik gebracht: die erwähnte Küche weist z. B. eine Saftpresse, eine Eis- und Buttermaschine, eine schwenkbare Kaffeemaschine und einen Kaffeeröster auf.

Mit der geänderten Einstellung zur Küchenarbeit im frühen 20. Jahrhundert änderte sich auch die Einrichtung der Küche, was sich schon an der nun hellen Farbgebung von Boden, Wänden und Möbeln ablesen läßt. Hier spiegelt sich ein neues Bewußtsein für Hygiene wider. Sauberkeit, viel Licht und frische Luft verbessern die Lebensqualität des häuslichen Alltags. Vom sauberen Fliesenboden, über die Schränke und Regale mit ihrem weißen Geschirr, den leichter zu handhabenden Aluminiumtöpfen und dem modernen Küchengerät bis hin zu den jetzt in die wohnlich gemachte Küche hinein gestellten Tische und Stühle atmet alles Funktionalität und Rationalisierung der Arbeitsabläufe.

Die Ausstellung ermöglicht einen Gang durch über 100 Jahre Küchen- und Kochkultur, die Puppenküchen sind durch liebevoll arrangierte, volkskundliche Stücke vom Kochen und Essen der Erwachsenen ergänzt. Die Einrichtung, Geräte und Geschirr in Original-größe wie die Puppenküchen zeugen vom oft mühevollen Arbeitsalltag der Frau, dem durch den technischen Fortschritt viel von seiner körperlichen Last genommen wurde. Ein Vortrag sowie ein ausführliches Führungsprogramm für Kinder und Erwachsene begleiten die Ausstellung. Für Kinder ist ein eigener Raum zum Vertiefen des Themas eingerichtet.

zum Begleitprogramm Dienstag - Sonntag 10.00-17.00 Uhr

Schloß 16, 97980 Bad Mergentheim,
Tel 07931/52212, Fax 07931/52669
email: info@deutschordensmuseum.de
www.deutschordensmuseum.de

Kontakt:

Deutschordensmuseum Bad Mergentheim GmbH
Schloss 16
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