Das Plakat!

 
Die Kunst der Straße 1889-1914

"Optimol ist das beste Mundwasser der Gegenwart" oder "Opal reinigt Herren-Hüte" lauteten die Botschaften auf Plakaten vor rund hundert Jahren. Damals war die Plakat-Kunst noch ganz jung: erst seit den 1880er Jahren entwickelte sich das Künstler-Plakat neben dem rein durch Schriftzüge werbenden Papier-Anschlag. In dieser Zeit, Ende des 19. Jahrhunderts, wurde die exklusive Sammlung des Museumsberges Flensburg mit rund 160 Plakaten, u. a. aus England, Deutschland und Frankreich vom Museumsgründer Heinrich Sauermann grundgelegt. Das Deutschordensmuseum Bad Mergentheim zeigt diese außergewöhnliche Kollektion vom 9. April bis zum 6. Juli 2003 in einer Sonderaussteüung erstmalig im süddeutschen Raum. Über die Hälfte der Arbeiten ist in keiner der anderen großen deutschen Plakatsammlungen nachzuweisen.

Die Sammlung zeichnet sich durch große Vielfältigkeit aus: Es sind nahezu alle europäischen Länder und Amerika mit Beispielen vertreten. Man findet Werbung für Ausstellungen, Lokale, Produkte, Zeitschriften, besondere Ereignisse, Zirkus und Akrobaten. Die Plakatkunst jener Zeit zeigt die Facetten der Stilwende in der Kunst um 1900 in Europa - Jugendstil, Art nouveau, Liberty Style...

Erste Impulse für die künstlerische Plakatgestaltung gingen von französischem Boden aus. Der gelernte Lithograph Jules Cheret (1836-1932) gilt als "Vater" der modernen Plakatkunst, der weitere Künstler mit seinem am Impressionismus orientierten Stil inspirierte. In der Ausstellung sind meist großformatige Werke wegweisender französischer Plakatkünstler wie Cheret, Henri Toulouse-Lautrec und Eugene-Samuel Grasset vertreten. Die weltbekannten Motive leichtlebiger Damen werben hier für Pariser Theater und Lokale. Eine große Rarität bilden die Plakate der Weltausstellung in Paris von 1900.

 
Die deutsche Plakatkunst erhielt ab 1896 einerseits durch Wettbewerbe und Ausstellungen entscheidende Impulse für eine neue Stilentwicklung, andererseits von den neu gegründeten Kunstzeitschriften "Jugend", ,"Simplicissimus" und "Pan", so dass der bis dahin vorherrschende Historismus vom Jugendstil bei der Plakatgestaltung abgelöst wurde. Hatten zuvor die Schrift und ein unruhiges, häufig historisierendes Gesamtbild den Entwurf beherrscht, so wurden nun Schrift und Bild kunstvoll arrangiert. Die verwirrende Kleinteiligkeit einzelner Elemente wurde zugunsten einer flächig-plakativen Wirkung aufgegeben. Initialwirkung auf die Entwicklung der Plakatkunst hatten die Entwürfe von Künstlern für Kunstausstelllungen - eine Gattung, die besonders stark in der Flensburger Sammlung vertreten ist. Weiter sind Arbeiten von bekannten Künstlern des Darmstädter und Dresdner Jugendstils, wie Hans Christiansen, und Fritz Bleyl, aber auch der Heimatkunst verbundene Werke zu sehen. München, Berlin und Hamburg waren weitere lebendige Zentren der Plakatkunst, die auch in der Ausstellung dokumentiert sind.

Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Entwürfe englischer Künstler, wie z. B. von John Hassell und Dudley Hardy, die sich von den französischen Entwürfen vor allem durch ihren pointierten Witz, strenge Formvereinfachung und ein lebhaftes Schriftbild abheben.

 

Zur Sammlung
Der Flensburger Möbelfabrikant und Museumsgründer Heinrich Sauermann organisierte 1898 mit den von ihm bis dahin zusammengetragenen Plakaten eine der frühesten Ausstellungen in der Geschichte der deutschen Plakatkunst. 1900 besuchte er die Pariser Weltausstellung und erwarb bei dieser Gelegenheit zahlreiche Plakate französischer Künstler. Sein Sohn, der Kunsthistoriker Ernst Sauermann, organisierte 1904 eine international zusammengesetzte Schau. Durch diese drei Ereignisse kam die Sammlung zustande. Danach geriet sie langsam in Vergessenheit, wurde aber bis in das Jahr 1914 ergänzt. Im Jahr 2001 wurde sie erstmals seitdem wieder komplett der Öffentlichkeit präsentiert, nun wissenschaftlich bearbeitet. Ergänzt wird die Flensburger Sammlung durch Plakate aus dem Kurort Mergentheim und dem Taubertal (vor 1945). Ein Vortrag, ein Plakatwettbewerb für Jugendliche sowie ein ausführliches Führungsprogramm für Kinder und Erwachsene begleiten die Ausstellung.

Zur Ausstellung gibt es einen Katalog.

Dienstag - Sonntag 10.00-17.00 Uhr

Schloß 16, 97980 Bad Mergentheim,
Tel 07931/52212, Fax 07931/52669
email: info@deutschordensmuseum.de
www.deutschordensmuseum.de

Kontakt:

Deutschordensmuseum Bad Mergentheim GmbH
Schloss 16
97980 Bad Mergentheim
Tel. 07931 - 52212
Fax 07931 - 52669

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