Deutschordensmuseum
Bad Mergentheim


Bild: Teller mit dem Tod des Aischylos,
Urbino, Francesco Xanto Avelli, 1540

Foto: Jürgen Liepe, Berlin

"Fioritura - Majoliken aus Renaissance und Barock. Eine Berliner Sammlung"

Sonderausstellung vom 2. April bis 5. September 2004

 

Den Anstoß für die Sammlung gab im Jahr 1974 die Suche des Sammlers nach einem Geburtstagsgeschenk für seine Frau, die mit dem Erwerb eines Castelli-Tellers aus dem 18. Jahrhundert erfolgreich war. Vor allem in den 70er Jahren konnte er seine Sammlung zusammenstellen, so daß sie zu einem Ensemble von außerordentlicher Qualität und erstaunlicher Vielfalt wurde. Viele der in die Sammlung eingegangenen Stücke stammen aus berühmten älteren Sammlungen, wie der Wilhelm von Bodes oder Alfred Pringsheims (des Schwiegervaters von Thomas Mann).

Ein Krug aus Umbrien mit Hirsch und Pinienzapfen vom Ende des 14. Jahrhunderts ist das älteste Stück der Sammlung, eine Gruppe reich bemalter Teller aus Castelli aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts bildet das jüngste Exponat. Die Mehrzahl der Stücke entstand in der Blütezeit der Majolika im frühen 16. Jahrhundert in den vielen kleinen Handwerksbetrieben italienischer Städte und Stadtstaaten, v. a. in der Emilia-Romagna, in Umbrien und in der Toskana (Faenza, Urbino, Castel Durante, Gubbio, Deruta), in denen z. T. die Tradition heute noch lebendig ist. Einige spanische Beispiele aus dem 15. und 16. Jahrhundert ergänzen die Präsentation.

 
"Die Kunst der Majolika ist eine der großen Sonderleistungen der italienischen Renaissance" schreibt Tjark Hausmann im Ausstellungskatalog. Voraussetzung für diese Entwicklung waren zum einen die schönen Gebrauchsgeschirre des Mittelalters, zum anderen die aus dem maurischen Spanien des 15. Jahrhunderts importierten, reinweiß glasierten Keramiken. Vor allem toskanische Meister entwickelten auf dieser Basis die Majolika zur höchsten Qualität. Bestimmte Orte und Familienverbände schufen jeweils charakteristische Dekore und Farbpaletten. Kupferstiche wurden zum Vorbild für die sog. "istoriati" (Historienbilder), die wiederum die Aufmerksamkeit humanistisch gebildeter Zeitgenossen erregten und somit weitere Aufträge nach sich zogen.

Dabei entstanden exquisite Luxusartikel: große, reich mit mythologischen und historischen, seltener mit religiösen Szenen, Frauenbildnissen oder Ornamenten bemalte Schauteller und Schalen, Scherz- und Wappenteller und Figuren. Diese repräsentativen Schaustücke zierten üblicherweise Kredenzen, Wände oder Schränke in den "studioli" (Studierstuben) in italienischen Villen und Palästen. Dem stehen die Gebrauchsgefäße für Haushalte und Apotheken gegenüber. Krüge, Kannen, Flaschen und Töpfe waren zum regelmäßigen Gebrauch bestimmt, in ihnen bewahrte man luftdicht, dunkel und geschmacksneutral die verschiedensten Substanzen auf.

Bereits seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert wurde Majolika in Europa gesammelt, vor allem die "istoriati" waren bei Sammlern begehrt. Auch Geheimrat Goethe besaß einige Stücke in seinen Sammlungen. Allerdings hat nur ein Bruchteil dessen, was im 15. und 16. Jahrhundert in den italienischen Werkstätten hergestellt wurde, die Zeiten überstanden. Aufgrund ihrer Seltenheit ist es daher nicht einfach, heute noch eine Sammlung von derart hoher Qualität zusammenzutragen. Um so erfreulicher ist es daher, daß die Berliner Privatsammlung nun in Bad Mergentheim gezeigt werden kann.

Ein Vortrag über "Italien im 16. und 17. Jahrhundert: Größe, Stagnation, Verfall", ein Vortrag über "Raphaelisches Geschirr. Italienische Majolika im 16. Jahrhundert" und ein ausführliches Führungsprogramm für Erwachsene sowie attraktive Angebote für Kinder begleiten die Ausstellung.

Der Katalog von Tjark Hausmann (303 Seiten, 171 Farbbilder) ist zum Preis von 29,50 Euro erhältlich.

   

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