"Die Kunst der Majolika ist eine der großen Sonderleistungen der
italienischen Renaissance" schreibt Tjark Hausmann im Ausstellungskatalog.
Voraussetzung für diese Entwicklung waren zum einen die schönen
Gebrauchsgeschirre des Mittelalters, zum anderen die aus dem maurischen
Spanien des 15. Jahrhunderts importierten, reinweiß glasierten
Keramiken. Vor allem toskanische Meister entwickelten auf dieser
Basis die Majolika zur höchsten Qualität. Bestimmte Orte und Familienverbände
schufen jeweils charakteristische Dekore und Farbpaletten. Kupferstiche
wurden zum Vorbild für die sog. "istoriati" (Historienbilder),
die wiederum die Aufmerksamkeit humanistisch gebildeter Zeitgenossen
erregten und somit weitere Aufträge nach sich zogen.
Dabei entstanden
exquisite Luxusartikel: große, reich mit mythologischen und historischen,
seltener mit religiösen Szenen, Frauenbildnissen oder Ornamenten
bemalte Schauteller und Schalen, Scherz- und Wappenteller und
Figuren. Diese repräsentativen Schaustücke zierten üblicherweise
Kredenzen, Wände oder Schränke in den "studioli" (Studierstuben)
in italienischen Villen und Palästen. Dem stehen die Gebrauchsgefäße
für Haushalte und Apotheken gegenüber. Krüge, Kannen, Flaschen
und Töpfe waren zum regelmäßigen Gebrauch bestimmt, in ihnen bewahrte
man luftdicht, dunkel und geschmacksneutral die verschiedensten
Substanzen auf.
Bereits seit
dem ausgehenden 17. Jahrhundert wurde Majolika in Europa gesammelt,
vor allem die "istoriati" waren bei Sammlern begehrt. Auch Geheimrat
Goethe besaß einige Stücke in seinen Sammlungen. Allerdings hat
nur ein Bruchteil dessen, was im 15. und 16. Jahrhundert in den
italienischen Werkstätten hergestellt wurde, die Zeiten überstanden.
Aufgrund ihrer Seltenheit ist es daher nicht einfach, heute noch
eine Sammlung von derart hoher Qualität zusammenzutragen. Um so
erfreulicher ist es daher, daß die Berliner Privatsammlung nun
in Bad Mergentheim gezeigt werden kann.
Ein Vortrag
über "Italien im 16. und 17. Jahrhundert: Größe, Stagnation, Verfall",
ein Vortrag über "Raphaelisches Geschirr. Italienische Majolika
im 16. Jahrhundert" und ein ausführliches Führungsprogramm für
Erwachsene sowie attraktive Angebote für Kinder begleiten die
Ausstellung.
Der Katalog
von Tjark Hausmann (303 Seiten, 171 Farbbilder) ist zum Preis
von 29,50 Euro erhältlich.
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