Diese einzigartige Ausstellung mit 160 Bibelillustrationen
aus rund sechs Jahrhunderten - von der deutschen Renaissance
des 15. Jahrhunderts bis hin zum Surrealismus des 20. Jahrhunderts
- stammt aus dem über 450 Werke umfassenden Fundus
eines süddeutschen Privatsammlers.
Die frühesten Werke sind die detailgenau restaurierten
Kupferstiche Martin Schongauers (ca. 1450-1492), der in seinen
Arbeiten mit einem Bein immer noch im Mittelalter und der
Gotik steht. Sie wurden um 1870 von Charles Armand-Durand
im Heliogravure-Verfahren nach Originalen von der Bibliotheque
National Francaise in Paris veröffentlicht.
Bild: Martin Schongauer, Die Verkündigung Die Spannbreite reicht bis hin zu den großen Surrealisten
des 20. Jahrhunderts, wie Marc Chagall (1887-1985) und dessen
verträumt-poetischen Lithografien zum Alten Testament.
Hier wird Chagalls feste Verwurzelung in seinem jüdischen
Glauben mit seinen Traditionen und Symbolen deutlich.
Meisterhaft im Ausdruck sind die Holzschnitte von Gustave
Doré (1832-1883). Aus seinem Gesamtwerk wird die
Leidensgeschichte Christi gezeigt.
Der deutsche Expressionist Otto Dix (1891-1969) kam aus
seinem Militärdienst im Ersten Weltkrieg als Atheist nach Hause
und schuf dennoch von religiösem Ernst durchdrungene
und aufrichtige Holzschnitte zum Matthäus-Evangelium.
Einen weiteren Höhepunkt bilden die farbigen Radierungen
von Salvador Dalí (1904-1989) zu Altem und Neuem Testament.
Hier wird auf einzigartige Weise die gesamte Spiritualität
eines der genialsten Künstler des 20. Jahrhunderts
deutlich.
Die Ausstellung zeigt unterschiedliche Stile
und den unterschiedlichen
kulturellen und historischen Hintergrund der Künstler.
Einzig gleich bleibt eine tiefe Frömmigkeit, die jeweils
unterschiedlich zum Ausdruck gebracht wird. Darüber
hinaus bietet die Ausstellung einen Überblick über
die verschiedenen Techniken der Druckgrafik, vom Kupferstich
bis zum Steindruck.
Marc
Chagall, David und Bathseba, Farblithographie 1956, Mourlot
132
© VG Bild-Kunst, Bonn 2016
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